Essen. . Die Prüfungen im Abitur 2015 in NRW laufen - und in Zeiten des Smartphones müssen Lehrer auf mehr achten als auf den schnöden Spickzettel.

Smartphones sollen am Prüfungstag daheim bleiben oder werden vorher eingesammelt. Auch im ausgeschalteten Zustand gelten Handys als Täuschungsversuch. Auch MP3-Player sind nicht erlaubt. Im Schulwesen gibt es für alles Erlasse und Verordnungen und Verfügungen, und die „Abiturverfügung 2015“ in NRW lässt da keinen Interpretationsspielraum: „Elektronische Kommunikationsmittel oder Geräte zur Speicherung von Daten“ sind total verboten am Tag einer Abiturprüfung. „Die Benutzung oder Mitführung auch im ausgeschalteten Zustand kann als Täuschungsversuch gewertet werden.“

In Zeiten, in denen das Weltwissen in Windeseile auf einem Smartphone abgerufen werden kann, machen Schulen vor den schriftlichen Prüfungen auf diese Handyverbote aufmerksam. Am Carl-Humann-Gymnasium (Steele) lässt sich Schulleiterin Doris Mause von den Schülern per Unterschrift vorab quittieren, dass die Jugendlichen diese Regeln mitbekommen haben. Überall werden in diesen Tagen vor den Klausuren die Mobiltelefone der Prüflinge für die Dauer der Klausur eingesammelt, viele bringen sie an diesem Tag gar nicht erst mit zur Schule. Das berichtet Dirk Müller-Seisel, Oberstufenkoordinator am Mädchengymnasium Borbeck. Was auch überall verpflichtend eingesetzt wird, sind Flurwachen auf den Gängen; alle Klo-Gänge müssen von der Aufsicht protokolliert werden.

Schüler müssen Zusammenhänge herstellen

Und wenn jemand ein zweites Gerät heimlich hineinschmuggelt und einen Gang zur Toilette nutzt, um dann doch zu spicken? „Leibesvisitationen oder Kontrolle direkt auf der Toilette sind den Schulen natürlich verboten“, sagt Stefan Beyer, Vize-Chef an der Gesamtschule Bockmühle in Altendorf. Das galt auch schon vor dem Handy-Zeitalter, auch in Zeiten von Spickzetteln im Sockenbund.

Doch so viel Misstrauen gegenüber den Prüflingen wäre auch unangemessen, finden alle Pädagogen, die man zum Thema befragt. Ganz abgesehen davon, dass ein schnelles Googeln während einer Klausur eigentlich nichts mehr retten kann: „Es wird ja kein Lexikon-Wissen abgefragt, sondern die Schüler müssen Zusammenhänge herstellen können, dabei hilft kein Internet“, heißt es. Und falls jemand schnell recherchierte Passagen einfach sinngemäß übernimmt: „Das fällt auf, das ist bei den regulären Hausarbeiten schon so“, berichtet Doris Mause. Im Zweifel würde Plagiats-Software eingesetzt, die schnell die entsprechenden Stellen aus dem Netz fischt.