Essen. . Nach der neuerlichen Nominierung für den Hauptstadt-Titel in Sachen Umwelt laufen nun die Vorbereitungen für den Endspurt am 17. Juni im britischen Bristol.

Sie strahlen wie Sieger. Sie hoffen auch auf den Titel. Doch Oberbürgermeister Reinhard Paß und Umweltdezernentin Simone Raskob, die am Donnerstag den Gruga-Park als passende Kulisse gewählt haben, um mit dem Banner „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ ihren Einzug ins Finale zu feiern, wissen auch, dass sie es in der Endrunde mit Mitbewerbern zu tun haben, die ebenfalls beachtliche Umwelterfolge vorzeigen können. Wer wird im Jahre 2017 die „Grüne Hauptstadt Europas? Essen, Umea, ‘s-Hertogenbosch oder Nijmegen?

Es gehört zum Spiel, dass man zu den anderen Kandidaten nicht viel sagt und sich selbst optimistisch zeigt. Schließlich gelte Essen als drittgrünste Stadt Deutschlands und als grünste Metropole in NRW, hebt der OB vor. Und Simone Raskob betont, dass ihr Team aus der ersten Bewerbung viel gelernt habe und sich beim zweiten Finale als grüne Metropole am 17. Juni in Bristol noch deutlicher präsentieren könne. „Unsere Chancen sind besser geworden.“ Sie sagt aber auch deutlich: „Unsere Mitbewerber-Städte sind stark.“

Mehr Einwohner

Was Essen von den anderen unterscheidet, ist unter anderem dies: Die Stadt hat deutlich mehr Einwohner und das in einem besonders dichten Ballungsgebiet. „Viele Umweltprobleme sind heute in Regionen und Großstädten zu lösen“, gibt die Dezernentin zu bedenken. Und da biete Essen Konzepte und Strategien, die EU-weit auf Interesse stoßen.

Es gehe nicht allein um den Ist-Zustand, meint Reinhard Paß, sondern auch darum, was man wie ändern und weiter entwickeln kann. Ähnlich argumentiert CDU-Fraktionschef Thomas Kufen. Man müsse jetzt „insbesondere mit der Wandlungsfähigkeit unserer Stadt punkten“.

Als wichtige Beiträge nennt Umweltdezernentin Raskob die Gesamtstrategie für den Klimaschutz, das Projekt „Wege zum Wasser“, den gewaltigen Emscher-Umbau, der insgesamt 500 Millionen Euro kosten wird und das neue Leitthema „Ela“, mit dem die Ruhr-Metropole auflistet, wie sie die Unwetterkatastrophe in den Griff bekommen hat und sich für die Zukunft wetterfest macht.

In Zahlen ausgedrückt:

  • Die klimaschädlichen CO2-Emissionen werden von 1990 bis 2020 um 40 Prozent reduziert, bis 2050 sogar um 95 Prozent.
  • Der Anteil des ÖPNV, der Fußgänger und der Radfahrer am Gesamtverkehr erhöht sich bis 2035 auf jeweils 25 Prozent.
  • Bis 2020 werden die Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub eingehalten, um die Luftqualität deutlich zu verbessern.
  • Ein Drittel der Stromversorgung wird bis 2050 durch die Solarenergie abgedeckt.
  • Jedes Jahr werden drei Prozent des Wohnungsbestandes energetisch saniert.
  • Die Abfall-Recyclingquote wird von 40 Prozent bis zum Jahre 2020 auf 65 Prozent erhöht.
  • Ab 2035 werden Anwohner keine Lärmpegel mehr von über 55 Dezibel tags und über 45 Dezibel nachts ertragen müssen.

Sollte Essen tatsächlich am 18. Juni den Titel „Grüne Hauptstadt 2017“ gewinnen, würden ihr damit nicht nur „nachweislich hohe Umweltstandards“ bescheinigt. Essen übernehme dann auch eine „Vorreiterrolle beim umweltfreundlichen städtischen Leben“ und verpflichte sich, fortlaufend seine ehrgeizigen Ziele zu verfolgen. Für die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Julia Kahle-Hausmann, würde der 1. Platz auch „Essens Image als grüne Metropole mit hoher Lebensqualität stärken“.