Schon wieder „neues Blendwerk“. So spitz kommentierte ein WAZ-Leser die Essener Bemühungen, den Unesco-Titel „Stadt des Designs“ zu erlangen. In der Tat: Essen muss aufpassen, dass die Titelsucht nicht langsam alberne Züge annimmt. Kulturhauptstadt waren wir schon, Grüne Hauptstadt versuchen wir jetzt im zweiten Anlauf zu werden, jetzt bald vielleicht noch Hauptstadt der schönen Formen. Für all diese bemühten Etiketten findet sich in Essen zwar sicherlich einiges an Substanz, aber die Häufung macht doch einen etwas zwiespältigen Eindruck. Ob es klug ist, dass Essen immer besonders eifrig mit dem Finger schnippt, wenn Bürokraten mit einem schönen Schildchen winken? Ich bin da jedenfalls unsicher. Nicht, dass draußen der Eindruck entsteht, da sei wohl eine Stadt ohne Eigenschaften auf der verzweifelten Suche nach sich selbst. Das wäre auch unter dem Gesichtspunkt des Stadtmarketings kontraproduktiv.
Blicken wir zurück und seien wir ehrlich: Das Kulturhauptstadtjahr hat ein paar nette Events in die Stadt und die Region gebracht, aber das war es letztlich auch. Dass Essen diesem Ereignis das neue Folkwang-Museum zu verdanken hätte, ist ein Mythos, der durch ständiges Wiederholen nicht richtiger wird und dem im übrigen Berthold Beitz selbst immer widersprochen hat. Fakt ist: Alle Probleme, die Essen vor 2010 hatte, sind auch nach 2010 geblieben. Vor allem am Einwohnerschwund und an der enorm hohen Langzeitarbeitslosigkeit hat sich wenig bis gar nichts geändert. So lange das so bleibt, wird Essen auch finanziell nicht auf die Beine kommen, und das hat wiederum Folgen für die Infrastruktur und die Lebensqualität in großen Teilen der Stadt. Ein sich selbst verstärkender Teufelskreis. Die Stunde der Wahrheit naht 2017, wenn der auf Kante genähte städtische Haushalt in ein ganz schweres Jahr kommt. Derzeit spricht viel dafür, dass die Essener Kulturinstitutionen daraus nicht unbeschadet hervorgehen werden. Und die verblichenen Hauptstadt-Ehren ändern daran gar nichts.
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Nun also Design. Natürlich: In der Theorie klingt alles plausibel. Da wird dann munter vernetzt: Uni hier, Zollverein dort, eine Prise Nordstadt dazu. Ob sich aber solche Prozesse herbeimoderieren lassen, sodass Gewinnbringendes herauskommt? Es wird darauf ankommen, dass ökonomisch handelnde Menschen diese Stadt faszinierend finden und ins Risiko gehen. Alles andere droht - wie so oft - als öffentlich gefördertes Strohfeuer zu enden.