Essen. Am Karfreitag finden keine öffentlichen Partys statt, und viele Bars bleiben zu. Das ärgert manche Veranstalter, doch es gibt auch einige Befürworter.

So ein langes Osterwochenende ist für sich genommen ja eine feine Sache. Für viele der einzige Haken: Die Freizeit kann zumindest am Karfreitag nicht vollkommen frei genutzt werden. Wer in einem Club die Nacht zum Tag machen oder sich in Theater oder Kneipe vergnügen möchte, schaut in die Röhre, denn noch immer gilt der Karfreitag auch in Nordrhein-Westfalen als „stiller Feiertag“ und unterliegt strengen Auflagen. Von 18 Uhr am Gründonnerstag bis Samstagmorgen um zehn dürfen Veranstalter keine Musik spielen oder gar Partys veranstalten.

Wer sich daran nicht hält, wird zur Kasse gebeten, mahnt Detlef Brähler, Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Essen: „Wie in jedem Jahr werden wir auch diesmal stichprobenartig Kontrollen durchführen, ob die Veranstalter die Karfreitagsregelungen auch einhalten.“

Regelung ist seit Jahren schon umstritten

Immer wieder habe man in den vergangenen Jahren Quertreiber zur Räson rufen müssen – und dies kann teuer werden: 1000 Euro Strafe plus gegebenenfalls eine Gewinnabschöpfung der Veranstaltung müssen Anbieter in Kauf nehmen, die sich nicht gesetzeskonform verhalten. „Natürlich ist es auch wettbewerbswidrig, wenn alle anderen sich an das Feiertagsgebot halten und ein einzelner eine große Sause veranstaltet“, so Detlef Brähler.

Dennoch ist die Regelung seit Jahren umstritten, denn für Veranstalter wäre der Karfreitag als erster Feiertag des langen Wochenendes wohl ein lukratives Geschäft. Der Ire Patrick Hunt etwa betreibt in Rüttenscheid den „Fritzpatrick’s Irish Pub“ und stammt somit selbst aus einem stark katholisch geprägten Land.

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Verständnis für die kirchlich bedingten Einschränkungen hat er dennoch nicht: „Jeder sollte selbst entscheiden dürfen, ob er den Karfreitag still verbringt, oder eine Party besuchen möchte. Zwar legt man die Regeln in Deutschland nicht ganz so streng aus wie in Irland, aber meiner Meinung nach könnte man sie ganz abschaffen.“ Zwar kann man sich auch am Freitag in seinem Pub auf ein Guinness treffen, doch der Verstärker darf nicht aufgedreht werden.

"Religion ist für viele nicht mehr wichtig"

Ebenfalls kritisch sieht Matthias Peininger, Geschäftsführer des GOP Varieté, die strikten Auflagen am Karfreitag und findet dafür deutliche Worte: „In einem Land mit mündigen Bürgern sollte jeder seine Entscheidungen frei treffen dürfen, ob er zur Kirche geht oder ein fröhliches Abendprogramm vorzieht. Wir lassen uns doch nicht mehr in unserem Handeln dadurch beeinflussen, was Vater Staat mit Rücksicht auf die Kirchen zu regeln versucht.“ So sei die Auswahl der Veranstaltungen am Karfreitag stark eingeschränkt, was auch den Kirchen selbst nicht helfe. Weiter führt Peininger auch einen internationalen Gedanken ins Feld: „Deutschland wird zunehmend zu einem Einwandererland. Da sollte man darüber nachdenken, wie man mit Feiertagsregeln der Vielfalt der Religionen gerecht werden will.“

Auch die Türen der Diskothek „Frida“ auf der Rü bleiben morgen geschlossen – statt des Karfreitags freut sich Geschäftsführer Benjamin Simonkovics schon auf einen geschäftsstarken Ostersonntag: „Der Tag soll einen Ausgleich zu dem Ausfall am Freitag schaffen.“ Auch er würde die Feiertagsregelung abschaffen, wenn er die Wahl hätte. „Viele Menschen haben heute nichts mehr mit Religion am Hut. Und wenn man feiern geht, belästigt man andere schließlich nicht damit.“

„Karfreitag ist Chance zum Innehalten“

Anders sieht man das derweil beim Bistum Essen – der leidigen Diskussion um die Karfreitagsregelung und eine vermeintliche Entmündigung der Bürger seien Kirchenvertreter längst überdrüssig, sagt Sprecher Ulrich Lota: „Wir alle brauchen solche stillen Tage hin und wieder, um uns daran zu erinnern, dass wir keine reine Spaßgesellschaft sind. Sie fördern den Zusammenhalt der Menschen untereinander.“

Vor dem Hintergrund des Flugzeugunglücks in den französischen Alpen gewinne dies noch einmal eine andere Dimension – „wem ist denn da schon zum Feiern zumute?“, fragt Lota und empfiehlt, die Regelung an solchen Tagen eher als Chance denn als Einschränkung zu begreifen: „Der Karfreitag bietet uns die Möglichkeit, einmal innezuhalten und aus dem Alltag auszusteigen. Das tut sicherlich auch nicht religiösen Menschen einmal gut. Einen Tag Ruhe vor Ostern können wohl auch die Tanzwütigen ganz gut verschmerzen.“

Eine Haltung, die auch Kay-Guido Lipka, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, teilt: „Auch die Beschäftigten in Diskotheken oder Theatern haben einen Anspruch darauf, wie alle anderen einen ruhigen Feiertag zu können – ohne berufliche Verpflichtungen. Feiern gehen kann man sonst jedes Wochenende.“