Essen. . Nach dem Fußball-Gipfel gegen Gewalt: Espo erläutert sein Ausschluss-Konzept. Freizeitliga FFL greift nach Vorfall schon durch.

Was am Montagabend beim Essener Fußballgipfel besprochen wurde, war am Dienstag schon Thema bei den Trainingseinheiten auf den Fußballplätzen der Stadt: Das gezielte Vorgehen gegen Krawallklubs mit dem Ausschluss aus dem Essener Sportbund (Espo) und der damit verbundenen Herausnahme aus dem Spielbetrieb. Die 140 Vertreter, die am Abend zuvor in Frohnhausen zwei Stunden lang geduldig zugehört hatten, trugen nicht nur diese Pläne des Espo und der Fußballkreise mit in die 80 Klubs zwischen Kettwig und Karnap. Sie hatten auch die zweiseitige Selbstverpflichtung „Gegen Gewalt im Sport im Essen“ mitgenommen. „Ich gehe davon aus, dass bereits vor Ostern die ersten unterschriebenen Exemplare vorliegen“, sagte Thorsten Flügel, Vorsitzender im Kreis Nord/West.

Flügel hatte beim Fußballgipfel mit eindringlichen Worten von der Anfrage einer Mutter berichtet, die nicht nur die Dimension, sondern auch die drohenden Folgen der Gewalt im Amateurfußball zeigt: „Sie wollte ihre achtjährigen Zwillinge im Verein anmelden und hat mich gefragt: Können Sie garantieren, dass den Jungen nichts passiert?“

Großeinsatz„Wir haben in Essen zuletzt die Negativskala der Fußballkreise in Deutschland erklommen“, sagte Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg und kündigte unter Applaus an: „Da wollen wir wieder runter. Sport heißt Toleranz, Ehrenamt und Integration. Wir stehen in Essen für einen fairen Sport.“ Deshalb die Selbstverpflichtung „Gegen Gewalt im Sport im Essen“.

„Sind nicht bei der Inquisition“

Deshalb auch das weitreichende Vorgehen gegen Krawallklubs. Denen droht kein willkürlicher Ausschluss. „Wir sind ja nicht bei der Inquisition. Es gibt eine Anhörung beim Espo-Vorstand. Der Verein kann Stellung nehmen. Unser Hauptausschuss wird dann entscheiden“, erklärte Rohrberg das Vorgehen. „Und wer ausgeschlossen ist, ist nicht für immer und ewig nicht mehr dabei. Aber vielleicht beruhigt ein halbes Jahr oder ein Jahr Pause die Gemüter.“ Erster Kandidat für das neue Verfahren könnte der zuletzt in die Schlagzeilen geratene BV Altenessen sein.

Gespräch thematisiert Gewalt im Fußball

Der WDR lädt am 16. April zum Gespräch „Kampf in der Kreisklasse - Was kann die Gewalt im Amateurfußball stoppen“ ein.

Im Huttroper Tagungshotel Franz an der Steeler Straße diskutieren ab 20 Uhr u.a. Thorsten Kinhöfer (Bundesliga-Schiedsrichter), Olaf Zajonc (Gewaltforscher und Hermann Korfmacher (Präsident Westdeutscher Fußball- und Leichtathletikverband). Der Eintritt ist frei.

Auch die Stadt prüft derweil, ihren Maßnahmenkatalog zu erweitern, wie Michael Kurtz, Betriebsleiter der Sport- und Bäderbetriebe, berichtete. Mitte des Jahres könnte die Benutzungsordnung für Sportanlagen um eine Charta erweitert werden, mit der einzelne Betretungsverbote auf alle Anlagen erweitert werden würden. „Müssen wir dann Fahndungsfotos in den Kassenhäuschen aufhängen?“, fragte eine besorgte Vereinsvertreterin. „Wir hoffen und gehen davon aus, dass die Zahl der Sperren überschaubar bleibt“, antwortete Thorsten Flügel. „Außerdem kennt man sich doch untereinander, oder?“, ergänzte Michael Kurtz.

"Wir schauen, wer Schaum vor dem Mund hat"

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Die Essener Fußball-Freizeit-Liga (FFL), die mit einem Spieler-Angriff auf einen Schiedsrichter Mitte November für Schlagzeilen gesorgt hatte, hat schon durchgegriffen. „Wir haben seit Januar zehn Spieler gelüftet“, berichtete Thomas Weiz, Vorsitzender der Liga. „Wir rennen über die Plätze, schauen, wer Schaum vor dem Mund hat und entsorgen diese Spieler. Genauso wie es die EBE macht: Alles kommt weg.“