Essen. . Essen wird zwei weitere Städtepartnerschaften eingehen: mit Zabrze in Polen, dem ehemaligen Hindenburg, und mit der chinesischen Millionenstadt Changzhou.

Als die Stadt Essen 1949 mit Sunderland in Großbritannien die erste Städtepartnerschaft schloss, war dies Ausdruck der Integration der noch jungen Bundesrepublik Deutschland in das westliche Europa. Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem sich beide Nationen feindlich gegenüberstanden, kamen ihre Bürger einander näher.

Vier Städtepartnerschaften sollten bis heute folgen – mit dem finnischen Tampere (1960), mit Grenoble in Frankreich (1974) mit Nishnij Nowgorod und Tel Aviv (beide 1991). Und jede ist in ihrem historischen Kontext zu sehen, woran Udo Bayer, ehemals städtischer Kulturdezernent und heute Vorsitzender der EBB-Fraktion in der Ratssitzung am Mittwochabend aus gegebenem Anlass erinnerte. Denn Essen wird zwei weitere Städtepartnerschaften eingehen mit Zabrze in Polen, dem ehemaligen Hindenburg, und mit der chinesischen Millionenstadt Changzhou. Einerseits ein Symbol für die Osterweiterung der Europäischen Union, andererseits eines für die Globalisierung, wie Udo Bayer im Rat ausführte.

Mit Zabrze in Oberschlesien verbindet Essen seit 1953 eine Freundschaft. Damals wollte die Stadt ihre Verbundenheit mit den Heimatvertriebenen zeigen. Mit den Jahren wurde daraus ein Brückenschlag in eine Stadt, die viel gemein hat mit Essen. Groß geworden durch den Bergbau durchlebt auch Zabrze, was sie hierzulande Strukturwandel nennen.

Debatte über Tibetflagge

Einen Wandel erfährt auch Changzhou. Wie so viele Städte in China erlebt auch diese, im Osten der Volksrepublik gelegen, einen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg. Essen will davon profitieren, nun da der europäische Markt und offenbar insbesondere NRW für China immer interessanter wird. Da kann es aus Essener Sicht nur von Vorteil sein, dass es von hier aus bereits Verbindungen nach Changzhou gibt. Thyssen-Krupp ist mit seiner Aufzugsparte in der 4,3 Millionen Einwohner zählenden Industriestadt aktiv, erst 2014 hat der Essener Konzern dort 40 Millionen Euro in eine Produktionsstätte investiert. Kontakte gibt es auch zum Universitätsklinikum. So soll ein Experte für traditionelle chinesische Medizin für ein Jahr nach Essen kommen.

Überschattet wurde der letztlich einstimmig gefasste Ratsbeschluss zur Städtepartnerschaft durch die Debatte über die Tibetflagge. Wie berichtet, hatte die Stadt an diesem 10. März erstmals seit 15 Jahren darauf verzichtet, das Tuch zu hissen. Pikant: Der chinesische Generalkonsul hatte darum gebeten, das Hissen zu überdenken.

Ob die Flagge, die an den durch China niedergeschlagenen Aufstand der Tibeter erinnert und die zum Symbol für alle unterdrückten Völker geworden ist, wieder vor dem Rathaus wehen wird, soll der Hauptausschuss des Rates entscheiden. (schy)