Essen. Wenn der Konzertsaal zum kuscheligen Wohnzimmer wird: Tim Bendzko überzeugte seine Fans als Sänger und charmanter Entertainer im Essener Colosseum.

Als charmanter Entertainer mit Witz und einer gehörigen Portion Schmalz in der Stimme präsentierte sich Tim Bendzko mit vierköpfiger Band am Dienstag im Colosseum. Leichtes Spiel hatte der 29-jährige mit dem überwiegend weiblichen Publikum, das den Saal füllte: Es hing dem Singer-/Songwriter förmlich an den Lippen – was dieser spürbar genoss.

Mit seinem durchaus originellen Song „Nur mal kurz die Welt retten” katapultierte sich Tim Bendzko vor vier Jahren hoch hinaus in den deutschsprachigen Pophimmel. Augenzwinkernd besang er darin die Multitasking-fähigen Helden des Alltags. Doch von da an sollten melancholisch angehauchte Liebeslieder im Zentrum seines Ouevres stehen. Und so dominieren Werke wie die sehnsuchtsvolle Ballade „Ich will keine Winter mehr” auch das Essener Konzert.

Heer von Tisch- und Stehlampen und schmachtende Fans

Getreu des Tourmottos „Mein Wohnzimmer ist dein Wohnzimmer” erzeugen vor allem ein Heer von Tisch- und Stehlampen im Retrostil ein Gefühl von Intimität und Heimeligkeit in dem mit gut 2000 Leuten gefüllten Saal. Doch auch darüber hinaus bemüht sich Bendzko erfolgreich, seinen schmachtenden Fans Nähe zu vermitteln: Eine Glückliche darf sogar für einige Zeit auf der Bühne Platz nehmen und bekommt neben einem Glas Sekt auch noch ein Lied geschenkt: „Unter die Haut” präsentiert Bendzko mit Gitarre, ohne Mikrofon und Bandbegleitung, auf dem Sessel neben seinem glückseligen Gegenüber sitzend.

Seine klare Stimme punktet mit jugendlicher Kraft und gleichzeitig zerbrechlichem Timbre. An der Seite hat er eine Band, die ihr Handwerk versteht und den Songs auch mal jazzige Untertöne zu verleihen weiß. Das tut den Stücken gut, denn es wertet den gefälligen Gleichklang, dem sich auch die Coverversionen von Grönemeyer und Naidoo unterzuordnen haben, manches Mal auf. Selbst Christian Steiffens Juxschlager „Ich fühl’ mich Disco”, den Bendzko in seiner Zugabe interpretiert, würde in seiner Version in keiner WDR-2-Playlist weiter auffallen.

Zudem beweisen Bendzko und sein Quartett eine beachtliche Ausdauer: Ohne Pause spielen sie inklusive Zugaben satte zweieinhalb Stunden. Das Publikum feiert ihn mit Standing Ovations.