Essen. Die Verfüllarbeiten unter der Strecke der S 6 in Essen laufen. Am 1. April sollen die Bahnen wieder fahren. Warum es dennoch Unabsehbarkeiten gibt.
Durch die grauen Schläuche, die von der Eschenstraße hinauf zu den Gleisen der S 6 führen, wird unaufhörlich ein flüssiges Gemisch aus Kalksteinmehl, Zement und Wasser in die Tiefe gepresst. Oben auf dem Gleisbett knirscht der Schotter unter den Schuhen der Arbeiter, die die Verfüllung des alten Bergbaus kontrollieren. Seit die Strecke der S 6 am Freitag zwischen Hauptbahnhof und Werden gesperrt wurde, laufen die Arbeiten an der Trasse im Stadtwald Tag und Nacht. Am Plan, die Strecke am 1. April freizugeben, halten Bezirksregierung und Bahn fest. „Nach den jetzigen Erkenntnissen ist das haltbar“, sagt Peter Hogrebe, Fachdezernent für Altbergbau bei der Bezirksregierung Arnsberg.
Zwischen 700 und 750 Kubikmeter Hohlraum müssen in einer Tiefe von sechs bis 20 Metern verfüllt werden. Ein gutes Stück ist bereits geschafft: 120 Kubikmeter wurden in der Nacht von Montag auf Dienstag verfüllt. „Das hört sich optimistisch an“, sagt Hogrebe und schiebt das „Aber“ direkt hinterher: Wie die Verfüllarbeiten weiter verlaufen, sei nicht absehbar. Das Gemisch kann beispielsweise in tiefere Erd-Gegenden ablaufen. „Wir können nicht ins Erdreich gucken“, erklärt Hogrebe.
Gefahr, dass sich das Gleisbett anhebt
Altbergbau unter Strecke der S 6
Ein weiterer Faktor, der eingeplant werden muss: Die Bahn muss nach den Verfüllarbeiten das Gleisbett gründlich kontrollieren. „Es besteht die Gefahr, dass sich das Gleisbett durch die Verfüllung anhebt“, erklärt Erwin Schick, Leiter des Produktionsstandorts Duisburg der DB Netz AG und verantwortlich für die Schieneninfrastruktur. Dann müsse man mit einer Stopfmaschine nacharbeiten. Die kleine Bahnbrücke, die über die Eschenstraße führt, muss neu vermessen werden, um ihre Sicherheit zu garantieren. Auch darf der Schotter nicht durch Füllmasse verunreinigt werden – darum wurde eine Plastikfolie rund um die Einfülllöcher verlegt. Der Schotter muss sauber sein, damit die harten Ecken der Steine ineinander verkanten und so die Schwellen festhalten können. Notfalls muss die Bahn den Schotter reinigen.
Circa 200 000 Euro kosten die Sicherungsarbeiten im Bereich der Trasse. Die Aufbereitung des Gleisbetts könnte sich auf 100 000 Euro belaufen. Sind die Arbeiten an der Strecke abgeschlossen, will die Bezirksregierung weitere Probebohrungen im Bereich der Eschenstraße durchführen lassen.
Ein Schacht liegt unter der Bahnstrecke
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An der Wand im Container neben der Baustelle hängt der alte Grubenplan der Kleinzeche Nikolaus von 1870. Um 1850 sind Kumpel über drei Schächte unter Tage gelangt. Wie viel sie dort abgebaut haben, ist nicht klar. Der Stollen verläuft etwa unter der Eschenstraße entlang. Der mittlere der drei Schächte liegt unter der Bahnstrecke.
Der alte Bergbau an dieser Stelle kam für die Verantwortlichen nicht überraschend: Die Bezirksregierung führt eine Prioritätenliste mit derzeit 700 Ruhrbergbau-Schächten, die nach und nach gesichert werden müssen. Da stand der im Stadtwald auf Platz 19. Bis Bahnmitarbeiter am Donnerstag zwei kleine Mulden im Gleisbett fanden. Hinzu kam ein kleiner Tagesbruch in der Nähe an der Eschenstraße.