Essen-Bergerhausen. . Elias Omar vom SPD-Ortsverein Bergerhausen kam selbst 1989 als Flüchtling aus Afghanistan nach Essen. Heute leistet er Integrationsarbeit.
In Bergerhausen wird Integration großgeschrieben. Und das nicht erst, seit im vergangenen Herbst 50 Männer aus sieben Nationen das Flüchtlingsheim an der Pregelstraße bezogen haben. Die Integrationsarbeit liegt Elias Omar (40) sehr am Herzen. Und das nicht ohne Grund.
Der zweite Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Bergerhausen wurde in Afghanistan geboren, hat nach wie vor einen afghanischen Pass. Omar kam 1989 als Flüchtling nach Deutschland, 15 Jahre alt, ohne Familie. Die folgte erst ein Jahr später. Nur zu gut kann Omar sich in die Situation der heutigen Flüchtlinge einfühlen, die in Deutschland ein neues, sicheres Leben beginnen wollen, dabei aber auf viele Hindernisse und Vorurteile stoßen.
Omar kam damals über Indien nach Deutschland, wo zwei Onkel von ihm lebten. Seine Familie gehörte zur Bildungselite in Afghanistan. Der Vater ist Arzt und arbeitete als Staatssekretär im Gesundheitsministerium, die Mutter ist Diplom-Physikerin und Mathematikerin. „Die 1980er-Jahre waren sehr turbulent in Afghanistan. Ich hätte irgendwann zum Militärdienst gemusst“, beschreibt Omar seine Motivation zur Flucht.
In Deutschland kam er ins Heim, lebte in einer Außengruppe des Karl-Schreiner-Hauses der Diakonie in Überruhr. „Der Start war schwierig, weil ich ja nur Schuldeutsch konnte“, so der Bergerhauser, der später die Gesamtschule Bockmühle besuchte. Als die Familie nachkam, wurden alle vier auf knapp 30 Quadratmetern im Übergangsheim in Bergeborbeck untergebracht. Nach zwei Jahren wurde der Asylantrag der Eltern positiv beschieden. Er selbst musste bis Mitte der 1990er-Jahre alle sechs Monate seine Aufenthaltspapiere verlängern lassen, ließ sich davon aber nicht entmutigen. „Eigentlich wollte ich studieren“, sagt Omar. Stattdessen heiratete er früh, bekam einen Sohn. Nach einer Ausbildung machte er sich im IT-Bereich selbstständig, gründete später ein Bauunternehmen. „Dann erkrankte mein Sohn schwer und ich habe mein Leben komplett geändert, um Zeit für ihn zu haben. Heute geht es ihm wieder gut“, blickt Elias Omar zurück. Irgendwann fiel Omar die „Decke auf den Kopf“, er fing an, in Essen Politik und Volkswirtschaft zu studieren. Seinen Bachelor hat Omar in der Tasche, doch er studiert weiter, will lebenslang lernen.
Heute arbeitet Elias Omar im Kleinen für die Integration und das friedliche Miteinander in Bergerhausen. Im Großen treibt er im Rahmen eines Uni-Projekts in Kooperation mit der afghanischen Regierung die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Afghanistan voran. „Ich bleibe Afghane, aber mein Zuhause ist hier, wo meine Familie und meine Freunde sind“, versichert Omar, der hier Wurzeln geschlagen hat.
Elias Omars Interesse für Politik mündete 2010 in seinem Eintritt in die SPD Bergerhausen. Dort kümmert er sich gemeinsam mit den Parteikollegen um das Thema Integration. „Und das nicht erst, seit im Oktober letzten Jahres die ersten Flüchtlinge an der Pregelstraße eingezogen sind“, betont der zweite Vorsitzende. Im Rahmen des runden Tisches, der einmal im Monat zusammenkommt, arbeiten Vertreter der Parteien, Kirchen, Vereine und Institutionen, aber auch Privatleute, daran, den Asylbewerbern zu helfen und Konflikte zu lösen.
Ein friedliches Zusammenleben vor Ort und persönliche Unterstützung ist laut Elias Omar auch das Ziel von drei noch relativ jungen Vereinen, die bestimmte Nationalitäten als Zielgruppen haben, wie der im vergangenen Jahr gegründete Kosovarische Solidaritäts- und Hilfsverein, der Kroatische Verein und der Anfang 2015 als Verein ins Leben gerufene Deutsch-Afghanische Freundeskreis, der inzwischen schon über 80 Mitglieder hat. Letztgenannter Verein, in dem sich Elias Omar als zweiter Vorsitzender engagiert, will für die hier lebenden Afghanen Hilfe im Alltag leisten, sich zum Beispiel um Sprachkurse und Nachhilfe für die Kinder kümmern. „Immerhin sollen in Essen rund 3500 Menschen aus Afghanistan leben, von denen schätzungsweise über 70 Prozent eingebürgert sind“, vermutet Elias Omar. Beim SPD-Sommerfest will sich der Verein den Bürgern vorstellen.