Essen. Gut 200 Beschäftigte aus Essen beteiligten sich am Warnstreik in Münster – acht Kitas blieben am Montag geschlossen, in 40 weiteren Einrichtungen lief der Betrieb eingeschränkt.

Berufstätige Eltern brauchten am Montag für die Kinderbetreuung ein funktionierendes Notfallprogramm, denn die Gewerkschaft Verdi hatte Erzieherinnen, Sozialarbeiter und Leitungskräfte in kommunalen Kitas zum Warnstreik aufgerufen. In Essen blieben acht Einrichtungen geschlossen, hierzu gehörten etwa die Häuser in Katernberg-Mitte und das Familienzentrum Vosselerweg in Altenessen. In 40 weiteren lief der Betrieb eingeschränkt. Die Eltern seien frühzeitig schriftlich über den Warnstreik informiert worden, betont Martina Peil, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi: „Natürlich möchten wir mit diesem Schritt nicht die Eltern, sondern die Arbeitgeber treffen – die Mütter und Väter haben den Warnstreik größtenteils mit Verständnis aufgenommen.“

Gut 200 Streikende aus Essen beteiligten sich an der zentralen Kundgebung in Münster, ein weiterer Warnstreik soll am Freitag folgen, wo dann neben den Beschäftigten bei den sozialen Diensten der Stadt auch Mitarbeiter von Behinderteneinrichtungen auf die Straße gehen werden. In vier Bussen fuhren die Demonstranten zum Freiherr-vom-Stein-Platz in Münster und machten ihrem Ärger Luft. „Wer Kinder managt, verdient auch ein Manager-Gehalt“, heißt es auf einem Transparent. So fordern Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rund 10 Prozent mehr Gehalt für Erzieherinnen und andere in sozialen Berufen.

Mehr Wertschätzung gefordert

Doch gehe es nicht ausschließlich um eine materielle Verbesserung, sagt Martina Peil: „Frauen im Erzieherinnenberuf sind es leid, sich ständig die Sonntagsreden der Politik anhören zu müssen, was für eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe sie mit der Erziehung und Bildung unserer Kindern erfüllen. Aber eine wirkliche Wertschätzung bringt man ihnen nicht entgegen.“ Die ideelle Abwertung ihrer Arbeit spiegele sich auf dem Lohnzettel wider.

Unter den Streikenden ist auch Barbara Burdack, Leiterin des städtischen Familienzentrums Steeler Straße. Dort wurde gestern eine Notgruppe für Eltern eingerichtet, die sonst gar keine Alternative für die Betreuung gehabt hätten. „Ohne Rückhalt der Eltern können sich junge Menschen eine Ausbildung als Erzieherin oder Erzieher gar nicht mehr leisten. Dabei wird von den Berufsanwärtern oft schon das Fachabitur für die dreijährige Ausbildung erwartet.“ Dabei sind die ersten zwei Berufsjahre nur von Schule und Praktika bestimmt und werden gar nicht bezahlt. Burdack: „Gerade in der Kindererziehung brauchen wir mehr Männer. Aber die arbeiten zu diesen Konditionen erst gar nicht.“