Essen. . Pact Zollverein zeigt Naturkatastrophen und Licht-Choreografien im Atelier, bei dem Künstler ihre – manchmal noch unfertigen – Arbeiten präsentieren.

Das Video in der Dusche läuft schon, im Foyer steht ein ausgestopfter Hirsch noch etwas verloren zwischen anderen Requisiten und werkelnden Technikern, auf der kleinen Bühne frickeln drei Künstlerinnen an der Perfektion ihrer Lichtperformance. Wenn bei Pact Zollverein in allen Räumen parallel installiert, gehängt, projiziert und probiert wird, dann steht das nächste „Atelier“ kurz bevor. Ein Format, bei dem Choreografen, Tänzer, Filmemacher, Medien- und Performancekünstler, Fotografen und Musiker ihre – manchmal noch unfertigen – Arbeiten in einem gemeinsamen Abendprogramm präsentieren.

Das „Atelier“ an diesem Wochenende (am heutigen Freitag, und Samstag 14. März) ist eine Spezialausgabe. Über 500 Residenzgruppen genossen in den vergangenen zwölf Jahren die Möglichkeit, bei Pact konzentriert und, wenn gewünscht, auch professionell begleitet an ihren Projekten zu arbeiten. 16 von ihnen zeigen jetzt ihre Werke. Das Residenzprogramm findet das ganze Jahr über statt, völlig unabhängig vom öffentlichen Programm des Tanzzentrums. „Jetzt wollen wir es auch mal sichtbar machen“, erklärt Projektleiterin Simone Graf die Idee zur Spezialausgabe.

Naturkatastrophe in einer Box

Zu sehen gibt es beispielsweise eine künstlich hergestellte Naturkatastrophe in einer Box, Line Dance tanzende Seniorinnen im Video oder eine Lo-Fi Rockoper, in der mit E-Gitarren und Babyspielzeug experimentiert wird.

Minna Tiikkainen, Helle Lyshoj und Susanna Brenner sind die aktuellen Pact-Residenten. Und es sind die drei Künstlerinnen, die auf der kleinen Bühne gerade ihre Licht-Choreografie „Afterimage“ perfektionieren. Licht und Video bildeten im konventionellen Theater getrennte Bereiche, die sich gegenseitig im Weg stünden. „Was passiert, wenn wir die beiden zusammenbringen, wenn sie sich unterstützen“, haben sich die drei gefragt. Und eine audio-visuelle Loop-Installation produziert, in der man sich rauschartig verlieren kann (und möchte). Schwarz-Weiß-Kontraste auf sieben Leinwänden und Beats provozieren die Sinne. Welch suggestive Wirkung Licht haben kann, hat Minna Tiikkainen schon in ihrer Zusammenarbeit mit dem Choreografen Jefta van Dinther vor Augen geführt.

Provokant könnte auch die Performance „Fragrance“ vom Choreografen-Duo Hartmann Mueller werden. Die beiden Tänzer arbeiten sich an einem Bild ab, wie sie selbst erklären. Eigentlich sind es zwei Bilder. Der eine zerschlägt eine Stunde lang 200 Tulpen, der andere lässt Eisenschrott auf den Boden fallen. Eine Duft- und Soundcollage soll entstehen. „Wir wollen ein Gespür dafür bekommen, wie Langeweile auf der Bühne auszuhalten und auszureizen ist“, erzählen die zwei Düsseldorfer, die beim „Atelier“ keine Unbekannten sind. Sie schätzen die Möglichkeit, etwas ausprobieren zu können. Das Atelier schaffe einen Raum der Begegnung. Davon profitieren die Künstler genauso wie das Publikum.