Essen-Frintrop. . Eine 55-Jährige hat sich in Essen resolut mit einem Besenstiel gegen einen bewaffneten und 100 Kilo schweren Täter zu Wehr gesetzt.
Manuela Meyer (*) ist am Mittwochabend (4. März) gedanklich schon fast im Feierabend. Sie hat den Imbiss Raders, wo sie als Aushilfe arbeitet, gerade feucht durchgewischt. Danach raucht sie draußen, direkt an der Frintroper Straße, noch eine Zigarette, während der Boden trocknet.
Ein junger Mann läuft an ihr vorbei, wünscht freundlich einen guten Abend. Die 55-Jährige grüßt höflich zurück, widmet sich schließlich im Lager des kleinen und 40 Jahren alten Traditionsimbisses dem Warenbestand. Wenig später, es ist etwa 21.30 Uhr, betritt der gleiche Mann den Verkaufsraum und bestellt ein halbes Hähnchen. „Ich habe ihn noch gefragt, ob er es knusprig haben will“, erinnert sich Manuela Meyer. Als er bejaht und sie den halben Hahn in die Fritteuse bugsieren will, steht der junge Mann auf einmal mit einer Pistole vor ihr und verlangt die Einnahmen.
Räuber flüchtet ohne Beute in Richtung Wasserturm
„Die Kasse war zum Glück schon abgeschlossen“, sagt Manuela Meyer, die danach wie im Affekt reagiert: „Haust du wohl ab!“, keift sie den bewaffneten, schätzungsweise 100 Kilo schweren und etwa 1,75 Meter großen Täter an. Der erneuert seine Forderung vehementer. Doch die Imbissverkäuferin lässt sich nicht einschüchtern. Sie täuscht einen Schwächeanfall vor, greift sich an den Brustkorb und sinkt leicht in die Knie – nur um einen Besenstiel unter der Kasse hervorzuziehen.
„Ich habe ihm gedroht und gefragt, ob er einer fünffachen Mutter und vierfachen Großmutter wirklich etwas antun will“, sagt die resolute Frintroperin. Der Mann packt die 55-Jährige rüde an den Schultern, versucht sich daraufhin selbst an der Kasse – und scheitert. Manuela Meyer greift nun zusätzlich zum Besenstiel nach einem Küchenmesser: Als sie dann noch ihren Chef erwähnt, der jeden Moment kommen würde, nimmt der Räuber seine Beine in die Hand und flüchtet.
„Ich habe leichtsinnig gehandelt“
„Ich habe absolut leichtsinnig gehandelt. Das sollte niemand nachahmen und immer das Geld herausgeben. Aber ich habe mir noch nie etwas gefallen lassen, das ist wie ein Kurzschluss gewesen“, erklärt die Frau, die als zweite überhaupt in NRW 1982 zur Kraftfahrerin ausgebildet wurde. Parallel arbeitete sie in ihrer Heimatstadt Bielefeld früher immer in Kneipen, besitzt mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Gastronomie. „Da habe ich immer mal wieder Zechpreller stramm stehen lassen oder bin bei Schlägereien und anderen Ungerechtigkeiten eingeschritten. Bei so etwas kann ich nicht zusehen“, sagt sie.
Heute würde sie es anders machen, sagt die mutige Frau, die dennoch beruhigter wäre, wenn der Räuber gefasst werden würde. Er hat dunkle Hautfarbe und Augen, trug eine schwarze Baseballkappe und eine Jeans mit braunem Gürtel. Er flüchtete in Richtung Wasserturm. Hinweise nimmt die Essener Polizei unter Tel.: 0201 8290 entgegen.
(*) Da der Täter noch flüchtig ist und Manuela Meyer Angst vor möglichen Nachahmern hat, haben wir ihren Namen geändert und veröffentlichen kein Bild von ihr.