Essen. Rund 20.000 herrenlose Katzen streunen durch das Stadtgebiet. Viele von ihnen sind extrem krank.
Von einer Plage möchte Elke Esser-Weckmann zwar noch nicht sprechen, wenn es um wildlebende Katzen geht, aber: Es würden von Jahr zu Jahr immer mehr. „Aktuell streunern etwa 15.000 bis 20.000 Katzen durch das Essener Stadtgebiet“, schlägt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Essen Alarm.
Wenn man bedenkt, dass eine Katze im Schnitt etwa zweimal im Jahr Junge bekommt (pro Wurf etwa fünf Kätzchen), so kommt man schnell auf mehrere tausend Nachkommen binnen weniger Jahre. Diese drastische Fortpflanzungsrate gelte es zu stoppen. Denn Streunerkatzen stellen nicht nur ein Problem für andere wildlebende Tiere, wie zum Beispiel für Vögel dar, sie gefährden auch den Straßenverkehr und können zudem Krankheiten auf andere Lebewesen, auch auf Menschen, übertragen. Das unkontrollierte Fortpflanzungsverhalten der Tiere trägt zudem zur Überfüllung des Tierheims und von Pflegestellen bei. 2013 beherbergte alleine das Albert-Schweitzer-Tierheim an der Grillostraße 1200 Katzen - bis es im Sommer wegen Überfüllung zum Aufnahmestopp kam.
„Neben diesen Aspekten darf man vor allem nicht vergessen, dass die verwilderten Katzen extrem leiden“, weiß Kira Koppin vom Katzenschutzbund Essen. Koppin darf sich als „Frau von der Front“ bezeichnen, schließlich ist sie ständig als ehrenamtliche „Tierfängerin“ unterwegs und kann die schlimmsten Geschichten über die besitzerlosen Samtpfoten erzählen. Dies illustriert sie mit Fotos von abgemagerten, geschwächten Katzen mit verklebten Augen und Parasitenbefall oder Infektionskrankheiten.
"Katzenhalter sollten ihre Tiere dringend kastrieren lassen"
Um der Situation Herr zu werden, lautet der Appell des Katzenschutzbundes und des Tierschutzvereins Essen: „Katzenhalter sollten ihre Tiere dringend kastrieren lassen“, so Elke Esser-Weckmann. Denn freilebende Katzen seien oft die Nachkommen von nicht-kastrierten Hauskatzen oder ausgesetzten Tieren.
Was die Einführung einer Kastrations- und Kennzeichnungspflicht betrifft, so hinke man in Essen noch hinterher, bedauert die frühere Essener SPD-Vorsitzende. Die politische Diskussion sei 2011 angefacht worden, aber wenig später zum Erliegen gekommen. Um dem Elend der herrenlosen Katzen ein Ende zu setzen, bleibt den Tierschützern also zunächst nur die Hoffnung, dass alle Katzenhalter ihre Tiere freiwillig kastrieren lassen.