Essen. Das krisengeschüttelte Großrestaurant in der Philharmonie legt ab 1. April eine längere Pause ein. Nur Veranstaltungsgäste sollen weiter bewirtet werden.

Die Wolff-Gruppe klagte über hohe Verluste, dem Vorgänger TST soll es nicht entscheidend besser ergangen sein, und zuletzt hat Sternekoch Nelson Müller nach nur sechsmonatigem Engagement vom „Wallberg“ doch lieber die Finger gelassen und zum 31. März seinen Rückzug angekündigt. Gastronomie ist generell ein risikoreiches Geschäft, doch in der Essener Philharmonie zu wirten, scheint ein Himmelfahrtskommando zu sein. Nach internen Gesprächen am Donnerstag ist klar: Kurzfristig soll es keinen neuen Pächter geben, das Restaurant im Wallberg wird ab 1. April für längere Zeit schließen.

„Die Pausenversorgung der Philharmonie-Gäste und das Catering für die hausinternen Veranstaltungen wird aber aufrechterhalten“, sagt ein städtischer Mitarbeiter, der ungenannt bleiben möchte. Wahrscheinlich werde dazu für den Übergang eine externe Firma beauftragt, vielleicht springt im Notfall auch die städtische Servicegesellschaft RGE ein. Für die rund 35 Mitarbeiter, die von der Schließung betroffen sind, werde „weiterhin nach einer Lösung gesucht“, heißt es.

Es sind die ganz unterschiedlichen Anforderungen, die das Wirten in der Philharmonie so schwer machen. Die gastronomische Versorgung für Veranstaltungen dürfte noch die gewinnträchtigste Aufgabe sein. Der Pausen-Service für die Philharmonie ist schon problematischer. 2000 und mehr Besucher innerhalb kurzer Zeit mit Wein, Sekt, Bier und Wasser zu versorgen, erfordert hohen Personalaufwand für ein kleines Zeitfenster. Nötig dafür ist eine Top-Organisation, aber auch die Möglichkeit, je nach Arbeitsanfall Personal sehr flexibel einzusetzen. Gut machbar ist das wohl nur für große Gastronomie-Betriebe.

Das Konzept der „guten Stube“ erscheint nicht mehr zeitgemäß

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Aufgabe Nummer drei machte allen Wallberg-Pächtern besonders zu schaffen: Der Restaurant-Betrieb ist seit vielen Jahren der große Verlustbringer, und auch Nelson Müller, der mit seiner „Schote“ in die Philharmonie ziehen wollte, sah letztlich offenbar eine zu geringe Chance auf auskömmliche Umsätze. Die Zeit der Großrestaurants sei halt vorbei, sagen manche. Beim Philharmonie-Umbau wäre es womöglich besser gewesen, das etwas verstaubte Wort von der „guten Stube“ ad acta zu legen und sich gastronomisch eben nicht am alten Saalbau zu orientieren, sondern zeitgemäßere Konzepte zu versuchen. Die Pächter-Pause soll nun genutzt werden, Versäumtes nachzuholen.

Essen und TrinkenOb dann auch über die Kostenstruktur der Philharmonie geredet wird? Nötig scheint es zu sein. In einem Gutachten wird die feste Jahrespacht von derzeit rund 260 000 Euro bei einem Gesamtumsatz von jährlich knapp drei Millionen Euro als zu hoch und zu unflexibel kritisiert. Gründe: Vom Pächter werde ein hohes Service-Niveau auch in frequenzschwachen Zeiten erwartet, die Tagungspauschalen seien in der Philharmonie deutlich höher als bei Mitbewerbern – beides Faktoren, die den Umsatzchancen im Wallberg Grenzen setzten, ohne dass der Gastronom darauf Einfluss habe.

Negativ fürs Tagesgeschäft seien zudem die mangelnde Erkennbarkeit von der Huyssenallee und gewisse Hemmschwellen externer Besucher gegenüber dem „Kulturtempel“ Philharmonie.