Altendorf. . Nach 36 Jahren nimmt er Abschied von Altendorf und freut sich auf den Ruhestand.

Aus dem Inneren der Christuskirche aus rotem Backstein ertönt Sonntagabend fröhlich die Orgel – der letzte Gottesdienst von Pfarrer Hans Strohschein scheint kein trauriger zu sein. Die Holzbänke sind bis in die letzte Reihe besetzt. Zur Feier des Tages begleiten ein Posaunenchor und ein Blockflötenensemble die Orgel. 1979 hatte Hans Strohschein hier seinen ersten Arbeitstag: „Es war meine erste Stelle. Dass es dann so viele Jahre werden, habe ich damals nicht gedacht.“

Immer ganz nah bei den Menschen

Nach der Messe ist der Saal des Gemeindezentrums voll besetzt. Einzelne Gemeindegruppen, der Kindergarten, Familie und Freunde wollen ihren Hirten in den Ruhestand entlassen – sie singen und erzählen Anekdoten aus seinen Anfängen in der Gemeinde. „Man sieht an der Fülle des Raumes, dass er seine Sache gut gemacht hat“, würdigt Marion Greve, Superintendentin der evangelischen Kirche in Essen. „Hans war immer ganz nah bei den Menschen und hat sie durch alles begleitet.“

Wenn der Pastor zurückblickt, war es für ihn eine Zeit voller Höhen. „Ich könnte stundenlang über unsere Freizeiten, Gemeindefeste und Gottesdienste klönen“, sagt Strohschein. Ein Ereignis ist dem Pfarrer mit dem weißen Haar und der markanten Brille aber besonders im Gedächtnis geblieben. „Die Renovierung unserer Christuskirche war ein großes Projekt. Sie ist nun ein heller, einladender Raum geworden und hat schon so manchen zum Staunen gebracht.“

Doch ganz sorglos ging seine Amtszeit nicht vorüber. „Viele Menschen wissen überhaupt nicht mehr, was christlicher Glaube bedeutet und wofür Kirche eintritt. Da gibt es eine große Portion Unwissenheit verbunden mit vielen Vorurteilen.“ Und auch der Standort in Altendorf hat es ihm nicht immer leicht gemacht. „Viele Gemeindemitglieder sind weggezogen und es gibt weniger evangelische Familien“, blickt der Pastor zurück. „Die Gemeinde hat sich in all den Jahren mehr als halbiert, dadurch sind das Geld und die ehrenamtliche Mithilfe bedeutend knapper.“ Das bedeutet ebenfalls, dass es für Strohschein keinen Nachfolger geben wird.

Ortswechsel steht bevor

Mit der Pension steht dem Geistlichen auch ein Ortswechsel bevor. „Meine Frau und ich werden nach Mülheim ziehen. Dort müssen wir uns erst einmal einleben“, erklärt er. „Aber ich bleibe Pfarrer im Ruhestand. Wenn also ‚Not am Pfarrer‘ ist, kann ich aushelfen.“ Auch der Kontakt zur Gemeinde soll nicht abreißen. „Meine Frau singt weiter im Chor, und beim Ehepaartreff werden wir auch dabei sein.“

Vollbesetzt war die Kirche beim Abschiedsgottesdienst.
Vollbesetzt war die Kirche beim Abschiedsgottesdienst. © WAZ

Und was wäre, wenn er sich noch einmal für einen Beruf entscheiden könnte? „Also, ich wäre wohl auch ein guter Handwerker geworden“, plaudert Hans Strohschein. „Aber Pfarrer zu sein habe ich nie bereut.“