Essen. Einen besonderen Fund machte am Dienstag Evag-Fahrer Thomas Walter in einer U-Bahn: In einem Wagen entdeckte er eine einsame kleine Hündin.

Wie üblich kontrollierte Straßenbahnfahrer Thomas Walter die Wagen der U 17 am Dienstagmittag auf der Abstellanlage am Karlsplatz, als Tiffy plötzlich vor ihm stand: Die kleine Hündin trug einen Mantel, zitterte, fiepte und wirkte völlig verängstigt, berichtet der 29-Jährige, der bei der Evag U- und Straßenbahnen lenkt und früher selbst einen Hund hatte.

Er zögerte nicht und griff nach der Leine, die an dem Westhighland-Terrier hing. Tiffy wollte aber nicht, da nahm er sie vorsichtig unter den Arm und trug sie in seine Kabine. Angst, dass sie schnappt, hatte er nicht. Im Gegenteil: Dankbar trank die Hündin das Wasser, das er ihr gab. Er sprach ruhig mit Tiffy, die schnell aufhörte zu zittern. Später erfuhr Thomas Walter, dass die Hündin bereits 18 Jahre alt ist. „Während der Fahrt habe ich sie gekrault, sie tat mir so leid.“ Nahm er die Hand weg, schaute sie hoch, „als wollte sie sagen: weitermachen.“

Wann die Hündin mit ihrem Besitzer eingestiegen ist, weiß der Fahrer nicht. Es wird irgendwo auf seiner Strecke zwischen Margarethenhöhe und Karlsplatz gewesen sein. Dann hat der Halter Tiffy offenbar versehentlich zurückgelassen. Gesehen hat der Finder die beiden nicht. „Ich befördere täglich mehr als 2000 Menschen“, sagt Thomas Walter, der in seiner Familie nach Großvater und Vater, der selbst noch bei der Evag arbeitet, in dritter Generation Fahrer ist.

Tiffy ist eine alte Bekannte im Tierheim

Am Hauptbahnhof schließlich übergab er Tiffy an die Servicemitarbeiter, nachdem er zuvor ans Stellwerk gemeldet hatte: „Ich habe einen ganz besonderen Fund.“ Er machte noch Bilder von Tiffy samt ihrer Steuermarke und veröffentlichte sie auf Facebook, in der Hoffnung, der Besitzer meldet sich. Tat er nicht, aber die Rückmeldungen, die der Bahnfahrer bekam, überwältigten ihn: „Dabei habe ich nur das getan, was wohl jeder gemacht hätte.“

Als Tiffy dann im Tierheim ankam, erkannten Mitarbeiter die Hündin sofort wieder, sie war dort schon einmal gelandet. Sie informierten den Besitzer. Das beruhigt Thomas Walter, doch „am liebsten hätte ich Tiffy selbst behalten.“