Essen. Die Salzlager der Entsorgungsbetriebe Essen und EVAG sind prall gefüllt. Trotz der milden Temperaturen sind die beiden Betriebe in Alarmbereitschaft und für einen plötzlichen Kälteeinbruch gewappnet.
Für die meisten dürfte der Winter bei den nahezu frühlingshaften Temperaturen wohl schon wieder vorbei sein. Auch, weil man wie in den vorherigen Jahren um diese Zeit zum Schlittenfahren eher in entferntere Gebiete reisen musste. Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) sind dennoch jeden Tag in Alarmbereitschaft. Obwohl sich laut eigenen Angaben Schnee und Glätte bislang in Grenzen gehalten haben.
„Gerade über Nacht fallen die Temperaturen teilweise enorm ab. Je nach Gebiet und Luftfeuchtigkeit, kann es stellenweise richtig glatt sein“, erklärt EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp. Es sei allerdings schwer abschätzbar, ob gestreut werden müsse oder nicht. „Daher lautet unsere Devise: Hinfahren und kontrollieren.“
Streuung auf 10.000 Kilometern
Zeigt das Thermometer weniger als vier Grad an, rücken bereits mit Salz beladene Kontrollfahrzeuge in alle Himmelsrichtungen aus – überwiegend in den Essener Süden wie Kettwig, Werden und Überruhr, da besonders in den Höhenlagen Vorsicht geboten sei. Die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe können dann direkt vor Ort reagieren. „Meist wird nur 500 Meter gestreut“, so Bettina Hellenkamp, „sollte sich aber herausstellen, dass sich die Glätte flächendeckend ausgebreitet hat, dann gehen die Mitarbeiter in den normalen Streudienst über.“
Wie viele Fahrzeuge letztendlich ausrücken, wird spontan und nach Wetterlage entschieden. „Neben den eigenen Beobachtungen, reagieren wir natürlich sofort auf Polizei- oder Feuerwehrmeldungen“, sagt Hellenkamp. Aktuell stehen noch vier große und drei kleine Fahrzeuge parat, alle anderen sind wieder als Kehrmaschinen unterwegs. 24.000 Kilometer Wegstrecke sind seit dem Winteranfang am 1. November zusammen gekommen, davon ist auf 10.000 Kilometern gestreut worden, der Rest ist durch die Kontrollfahrten entstanden.
Eiwandfreier Ablauf der Busse und Straßenbahnen
Sollte doch noch wider vieler Erwarten Essen im Schnee- und Glättechaos versinken, die EBE sind gerüstet. Ein ausgeklügelter Einsatzplan sorgt dafür, dass immer genügend Mitarbeiter in Bereitschaft sind – ob vor Ort der Entsorgungsbetriebe oder in den eigenen vier Wänden. Zudem ist „unser Salzlager immer noch mehr als gut gefüllt. Von den 5.350 Tonnen sind bisher bei 412 Streueinsätzen nur 750 Tonnen Salz verbraucht worden“, bilanziert Bettina Hellenkamp, die damit rechnet, dass der Vorrat auch im nächsten Winter zum Einsatz kommen wird. „Dem Salz macht das nichts. Sollten durch Luftfeuchtigkeit Klumpen entstehen, so können wir die einfach wieder losklopfen. Die Tauwirkung wird auf keinen Fall beeinträchtigt“, versichert sie.
Auch die EVAG hat etliche Vorbereitungen getroffen, um einen einwandfreien Ablauf der Busse und Straßenbahnen gewährleisten zu können. Die Busse fahren mit speziellen Schneereifen mit einer Profiltiefe von fünf Millimetern, anstelle der vorgeschriebenen 1,6. „Dadurch ist im Rahmen der technischen Möglichkeiten bestmögliche Bodenhaftung und somit eine Sicherheitsreserve geboten“, erklärt EVAG-Sprecher Olaf Frei.
Einsatz während des Berufsverkehrs
Bei langanhaltenden Minustemperaturen und viel Schnee fahren mehrere Straßenbahnen die ganze Nacht durch und halten so Fahrleitungen sowie Weichen eisfrei, falls die Heizungen ausfallen sollten. Drei Streufahrzeuge sind für die EVAG im Einsatz. 1200 Tonnen Streugut lagert das Unternehmen für den Winter, bei Mehrbedarf können auf weitere 350 Tonnen Reserve zurückgegriffen werden.
Obwohl EBE und EVAG so gut auf den Wintereinbruch vorbereitet sind, nennenswerte Probleme hat es bislang nicht gegeben. „Das einzige Manko ist leider der Einsatz während des Berufsverkehrs“, bedauert Bettina Hellenkamp. Da die Streufahrzeuge nur sehr langsam fahren können, seien viele Autofahrer verärgert. „Dabei sind unsere Mitarbeiter nur für sie unterwegs“, merkt sie an und ergänzt: „Viele erwarten ein Wunder. Bis wir allerdings am Einsatzort sind und das Salz wirkt, vergeht leider etwas Zeit.“
Offiziell geht der Winter noch bis März
Auch die EVAG kämpft gegen dieses Problem, kann jedoch meist nicht viel ausrichten. „Die Busse sind nunmal selbst vom Stau durch Schnee und Glätte betroffen. Auch bei den Straßen- und U-Bahnen kommt es oft zu Rückstaus, da nur 20 Prozent der Trassen nicht über die Straße führen“, erklärt Olaf Frei und bittet um Verständnis.
Offiziell geht der Winter noch bis Ende März. Genau so lange werden die Entsorgungsbetriebe Essen regelmäßig auf Verdacht mit voll beladenen Streufahrzeugen auf den Hauptstraßen Kontrollfahrten machen. Danach wird der Plan für 2015/16 geschrieben, damit auch im kommenden Winter die Räumung gewährleistet ist.