Essen. . Tumulte hatte es im Libanesen-Prozess gegeben, aber Polizisten sorgten für Ruhe beim Urteil. Nur ein Zuhörer musste danach in Ordnungshaft.
Polizei und Justiz zeigten, dass sie sich von Drohgebärden einer libanesischen Großfamilie nicht beeindrucken lassen. Unter großen Sicherheitsvorkehrungen verkündete die VII. Strafkammer am Dienstag ihr Urteil: Wegen Überfalls auf einen Wettbüro-Geldboten muss Eskender K. (28) sechs Jahre und neun Monate ins Gefängnis, sein Mitangeklagter Jusof H. (22) vier Jahre.
Eigentlich ein fast normaler Raub: Am 9. August 2014 sollen die beiden um 23 Uhr auf der Steeler Straße drei Männern aufgelauert haben, die in einer Tüte die Einnahmen mehrerer Wettbüros transportierten – rund 10.000 Euro. Jusof H. war laut Urteil der Mann, der dem Boten die Tasche mit dem Geld entreißen sollte. Erfolg hatte er nicht. Da soll sich Eskender K. eingeschaltet und die drei Männer mit Pfefferspray außer Gefecht gesetzt haben.
Todesdrohung im Gerichtssaal
Schärfe kam ins Verfahren, als die Angeklagten am vergangenen Dienstag, zweiter Prozesstag, einen flüchtigen Verwandten von Jusof H. als Hintermann belastet haben sollen. Er tauchte schon in den Ermittlungen auf, weil er kurz vor der Tat beim Wetten eine größere Summe verloren haben soll und sich zur Tatzeit angeblich in einem Wettbüro nahe der Steeler Straße aufhielt.
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Nach der Aussage der Angeklagten stand plötzlich eine Frau auf und deutete mit einer Geste an, Jusof H. die Kehle durchzuschneiden. Ob sie die Mutter des dritten Verdächtigen war? Angeblich weiß es niemand. Die Geste sorgte am Dienstag jedenfalls für Tumulte, so dass die Verhandlung vorzeitig abgebrochen wurde. Zwei Tage später stieß die Polizei auf der Altendorfer Straße bei einer „Familienauseinandersetzung“ erneut auf Mitglieder dieser libanesischen Großfamilie, die schon vor Gericht ihre Emotionen kaum unter Kontrolle hatten. Auch Waffen wurden gefunden. Einen Zusammenhang mit dem Tumult im Gericht soll es aber nicht geben.
Ali H. in Ordnungshaft
Trotzdem sicherte ein Großaufgebot der Polizei den Prozess, Justizwachtmeister liefen mit schusssicheren Westen herum, lichteten Ausweise der Zuhörer ab und durchsuchten sie. Das Urteil konnte Richter Nils Feldhaus dann in ruhiger Atmosphäre begründen.
Nur zum Schluss meinte Ali H. noch, seinem verurteilten Bruder Jusof einen arabischen Gruß zurufen zu müssen. Der Richter ermahnte ihn, Ali H. sagte etwas und kam sofort in Ordnungshaft. Drei Tage sollten es sein. Sein Anwalt Marc Grünebaum sah das als etwas überzogen an und sprach mit dem Richter. Grünebaum. „Zu meiner Überraschung hat er die Strafe dann reduziert und ihn um 16 Uhr entlassen.“