Essen. Die chinesische Künstlerin Jiny Lan gilt mit ihrer feministischen Kunst als Ausnahmeerscheinung. Jetzt zeigt sie Arbeiten in Essen. Und der Koreaner Kwang Sung Park reflektiert über das „Haben und Sein“.

Alles fließt in den Bildern von Jiny Lan. Die Bewegung, die Zeit, das Wasser sowieso. Wochenlang hat die Chinesin während der Regenzeit 1989 mit der Demokratiebewegung auf dem Tian’anmen-Platz demonstriert, bis das Wasser ihr die Füße aufweichte und das Rote Kreuz sie evakuierte. Kurz darauf rollten die Panzer an, der Platz wurde von der Regierung geräumt. „Das Wasser war meine Rettung“, sag Lan heute. Manchmal lässt sie das Wasser sogar mitarbeiten und stellt die Bilder zum Fertigwerden in den Regen. Die suggestive Wirkung dieser den Elementen zugeneigte Kunst ist jetzt im Kunstraum Schulte-Goltz zu sehen.

Jiny Lan, die in Deutschland lebt, aber weiter auch in China arbeitet, ist ein selbst ernanntes „Bad Girl“ des fernöstlichen Kunstbetriebes. Das weibliche Kollektiv gilt als einzig in der chinesischen Szene in seinem Kampf gegen die Zensur, gegen das ungleiche Geschlechterverhältnis, gegen die Abtreibung weiblicher Föten aufgrund der staatlich-verordneten Ein-Kind-Politik. Der Konfuzius, mit dessen breitbeiniger Abbildung die Performerin jüngst im Bonner Frauenmuseum provozierte, gebiert nur männliche Babies. Grenzen versteht Lan nicht als Hindernis, sondern als Herausforderung, ihre Position auszudrücken.

Öffnungszeiten

Jiny Lan zeigt ihre Arbeiten im Kunst-Raum Schulte-Goltz, Rüttenscheider Straße 56. Zeiten: Di bis Fr 12-19 Uhr, Sa 10-16 Uhr.

„Haben und Sein“ heißt die Ausstellung von Kwang Sung Park in der Galerie Klose, Rüttenscheider Straße 221. Bis 15. März. Zeiten: Mo - Fr 10 bis18.30 Uhr, Sa 10 bis 15 Uhr.

Im Mai ist die 44-Jährige auch dabei, wenn an Rhein und Ruhr die große „China 8“-Ausstellungsreihe Kunst aus dem Reich der Mitte nach NRW bringen will. Es reizt sie, „als Künstlerin das zu zeigen, was in China nicht richtig gelaufen ist“. Doch was Lan präsentiert, ist mehr als Feminismus mit dem Pinsel, ihr kritisch-kunterbunter Kunstkosmos bündelt Erinnerungen, Zukunftsträume, Fragestellungen. Da krabbelt eine Gruppe nackter Männer vor einer Schaumwand auf dem Grund, das Bild trägt den rätselhaften Titel „intelligente Menschen mögen Wasser, moralische Menschen mögen Erde.“

Abschied vom irdischen Allerlei

Vom irdischen Einerlei hat sich ihre fantastisch-realistische Kunstwelt ohnehin verabschiedet. Im kreativen Orbit der Jiny Lan schweben nackte Frauenkörper wie Astronauten über der Skyline von Shanghai. Und die „gelbe Gefahr“ ist eine auf einem Zebra reitende Bikini-Schönheit in der Welt der antiken Skulpturen.

Tief aus dem Innern entstehen die Bilder des koreanischen Künstlers Kwang Sung Park, der seine Ausstellung „Haben und Sein“ in der Galerie Klose zeigt. Seine großformatigen, in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen Gesichter tauchen wie Schemen auf der Leinwand auf, als hätte sich ein Schatten über die Züge gelegt, die Biografien, die Blicke. Parks Bilder sind ein philosophisch-spirituell geprägtes Nachdenken über das Sehen und das Wahrnehmen. Er versteht es, mit seiner Kunst auch das Unsichtbare sichtbar zu machen.