Essen-Heisingen. Die CDU will Winterlicht bis 20 Uhr in Essen-Heisingen. Und kämpft dabei gegen das Dogma vom Bier trinkenden Jugendlichen.
Spielplätze sind für Mädchen und Jungen im Alter von bis zu 14 Jahren vorbehalten – und müssen dementsprechend auch nicht beleuchtet werden, schließlich sind die jungen Damen und Herren bei Einbruch der Dunkelheit zu Hause. Und wer später kommt, der hat sowieso nichts Gutes im Sinn. Gegen dieses Dogma der Verwaltung kämpft derzeit die CDU auf der Ruhrhalbinsel. Sie will den Spielplatz am alten Heisinger Rathaus an Hagmanngarten/Gathergang beleuchten – als ersten in der ganzen Stadt.
Politik müsste Strom bezahlen
Hätte Spielplatzpatin Kerstin Kanold vorher gewusst, wie dick die Bretter sind, die sie bohren muss, um an „ihrem“ Spielplatz zwei Laternen aufstellen zu lassen, vielleicht hätte sie sich das Sammeln von Spenden in Höhe von 680 Euro erspart. „Bedingt durch den Musikschulunterricht im alten Rathaus wird der Platz bis zum Lehrbetrieb am Abend benutzt. Schade, wenn ab 17 Uhr kaum etwas zu sehen ist“, schrieb sie an Bezirksbürgermeister Manfred Kuhmichel (CDU) und berichtete auch von Krabbelgruppen, die sich dort mit Taschenlampen die Frischluftzeit für ihre Kinder verlängerten.
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Kuhmichel und die Christdemokraten in der Bezirksvertretung (BV) VIII waren begeistert und ließen sich das Thema von der Verwaltung für eine Entscheidung vorbereiten. Die rät erwartungsgemäß davon ab, fürchtet Jugendlichen-Treffs, zerbrochene Glasflaschen, mahnt die Altersgrenze von 14 Jahren an und hält, wenn überhaupt, einen Mehrgenerationenspielplatz zwar für problematisch, aber für theoretisch möglich. Allerdings nur, wenn alle Kosten durch Sponsoren oder die BV getragen werden – also Laternen, Aufstellung und Strom. „Aus grundsätzlichen Überlegungen“ werde Grün und Gruga dafür nicht aufkommen.
SPD: „Wir ziehen ganz andere Leute dorthin, als wir wollen“
Diese grundsätzlichen Überlegungen teilt auch die SPD in der BV VIII: „Wir haben nicht einen einzigen beleuchteten Spielplatz in Essen und schaffen einen Präzedenzfall. Bald haben wir ganz andere Spielplätze, die beleuchtet werden sollen“, fürchtete Christian Sieg (SPD) in der vergangenen Sitzung der BV VIII. Sein Fraktionssprecher Rolf Reithmayer ergänzte: „Wir ziehen ganz andere Leute dorthin, als wir wollen.“
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Dagegen protestierte vehement die CDU. „Wir können doch nicht im Vorhinein alle Jugendlichen unter Generalverdacht stellen“, ärgerte sich Eva Großimlinghaus. Ihr Fraktionskollege Wilhelm Kohlmann schüttelte nur den Kopf: „Der Zusammenhang von Beleuchtung und Alter der Nutzer ist an den Haaren herbeigezogen. Mehr Licht gibt auch mehr soziale Kontrolle.“ Auch der Heisinger Ratsherr Fabian Schrumpf (CDU) verstand die Welt nicht mehr. „Wir wollen doch nur, dass der Spielplatz von Eltern mit ihren Kindern länger genutzt wird“, so Schrumpf.
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Bis auf die SPD konnten die Christdemokraten alle Vertreter der BV überzeugen, den Platz im Winter bis 20 Uhr zu beleuchten. Doch den politischen Gegner niederstimmen, wollte man dann doch nicht. „Ich möchte in dieser Frage einen einstimmigen Beschluss“. vertagte Bezirksbürgermeister Kuhmichel (CDU) die Entscheidung. Bis dies Kind das Licht der Welt erblickt, wird es noch dauern. Die Verwaltung soll noch einmal Zahlen vorlegen für Licht bis 20 Uhr, bevor abgestimmt wird. Erstgeburten dauern manchmal etwas länger.