Essen. . Der in die Kritik geratene Asylheim-Betreiber European Homecare ist weiter gut im Geschäft. Nun soll er das neue Groß-Asyl in Fischlaken betreiben.

Das neue Großasyl des Landes, das auf dem früheren Kutel-Gelände in Fischlaken entsteht, soll nach der Eröffnung Ende diesen Jahres von European Homecare (EHC) betrieben werden. Das im vergangenen Jahr in die Kritik geratene Essener Unternehmen sieht sich dadurch auch in seiner Aufarbeitung der Vorfälle bestätigt.

Freilich handelt es sich zunächst nur um einen befristeten Auftrag: Wenn die neue Asylunterkunft mit 800 Plätzen Anfang Dezember eröffnet wird, soll zeitgleich die jetzige Not-Einrichtung des Landes im Opti-Park aufgelöst werden; die 450 Bewohner ziehen dann nach Fischlaken um. „European Homecare wird mit der Überführung der Flüchtlinge und der anfänglichen Betreuung der neuen Einrichtung betraut“, bestätigt Christoph Söbbeler, Sprecher des zuständigen Bezirksregierung Arnsberg. Das sei nur folgerichtig, da EHC derzeit das Heim im Opti-Park betreibe.

"Alle fragwürdigen Sicherheitsleute wurden entlassen"

Vorwürfe, dass es dort zu Gewalttätigkeiten gegen Asylbewerber gekommen sei, haben sich bislang nicht bestätigt. Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Essen jetzt drei Verfahren gegen Mitarbeiter des Wachdienstes eingestellt. Die noch offenen Verfahren sollen zügig bearbeitet werden; insgesamt hatten im September 2014 sechs Bewohner Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Zuvor war bekannt geworden, dass Flüchtlinge in einem von EHC betriebenen Heim in Burbach brutal misshandelt worden waren. Obwohl die Täter bei einem Subunternehmer angestellt waren, den die Wachfirma engagiert hatte, übernahm European Homecare die Verantwortung für die schlimmen Vorfälle.

„Alle fragwürdigen Sicherheitsleute wurden entlassen“, sagt EHC-Sprecher Klaus Kocks. Außerdem habe die Firma Beiräte für Sozialpolitik und Sicherheitskultur gebildet und lasse Asylheime von verdeckten Prüfern kontrollieren. Die Firma, deren Zentrale noch im Dezember von Aktivisten besetzt wurde, weil sie sich angeblich an der Not von Flüchtlingen bereichere, strebe an, für die öffentliche Hand, der „qualitativ beste Anbieter mit dem wirtschaftlichsten Angebot zu werden“, erklärt Kocks.

Die Karten werden neu gemischt

Dass man nun mit der Betreuung des neuen Großasyls beauftragt wird, dürfte man bei European Homecare als positives Signal für diese Mission werten. Soll doch das gut 30 Millionen Euro teure Heim nach dem Willen der Stadt als Bauherrin und des Landes als Betreiber zur Mustereinrichtung mit hohen Qualitätsstandards werden.

Allerdings stellt Bezirksregierungs-Sprecher Söbbeler klar, dass der Auftrag langfristig nicht freihändig vergeben werde. EHC übernehme lediglich den Anfangsbetrieb, im Frühjahr 2016 folge die Ausschreibung: „Dann werden die Karten neu gemischt.“ Dank des Pionier-Einsatzes dürfte EHC bei der Vergabe aber ein Ass im Ärmel haben.