Essen. Nach Zwangs-Umbenennung durch Landesgesetz: Studentenwerk sucht nach einem neuen Namen, der das Geschlechter-Problem langfristig löst.
Wie weit darf „geschlechtergerechte Sprache“ gehen? Das Land ordnete es an, und in Essen fügte man sich im Dezember: Das „Studentenwerk Essen-Duisburg“, das die Mensen und Wohnheime für verschiedene Unis betreibt, heißt seitdem „Studierendenwerk Essen-Duisburg“.
Denn „Studenten“ bezeichnet nur die männliche Form, während das Wort „Studierende“ geschlechtsneutral ist.
Ohne jetzt die alte Debatte neu beleben zu wollen, ob Sprache tatsächlich das Denken und somit unsere Wirklichkeit verändern kann: So richtig glücklich sind sie beim „Studierendenwerk“ nicht mit dem neuen, zwangsverordneten Namen. Bis 2017 müssten alle Firmenschilder und Aufschriften verändert werden, wenn man sich denn damit abfände. Tut man aber nicht.
Wohnheime gibt es auch in Mülheim
„Wir haben erst mal nur die Namen auf unserer Homepage, an Aushängen, auf Plakaten und an Klingelschildern geändert“, berichtet Studierendenwerk-Sprecherin Petra Karst. „Also überall da, wo es nicht viel kostet.“ Das heißt zum Beispiel: Am markanten, roten Verwaltungsgebäude am Reckhammerweg an der nördlichen Uni-Seite steht weiter in großen Lettern „Studentenwerk“. Petra Karst: „Und das wird auch so bleiben.“
Die neue Zwangsbezeichnung, die mit dem so genannten „Hochschulzukunftsgesetz“ von Herbst 2014 verordnet wurde, hat das Studierendenwerk Essen-Duisburg dazu veranlasst, ganz neu die Namensfrage zu stellen. „Wir sind ja längst nicht mehr nur in Essen und Duisburg aktiv“, berichtet Petra Karst.
Betrieben werden nicht nur die Mensen an den Zentralcampi Duisburg und Essen, an der Folkwang-Uni in Werden und am Klinikum. Das Studierendenwerk zeichnet auch für die Gastronomie der „Hochschule Ruhr-West“ mit Betrieben in Mülheim und Bottrop verantwortlich. Wohnheime gibt es auch in Mülheim, nicht nur in Duisburg und Essen.
Studierende sind die Hauptzielgruppe
Doch wie will man künftig heißen? In Wuppertal nennt sich der vergleichbare Betrieb „Hochschulsozialwerk“, in Bochum ist es das „AkaFö“, das „Akademische Förderungswerk“.
An den Unis in Konstanz und Umgebung, rund um den Bodensee, ging man mit geradezu literarischem Anspruch ans Werk und nennt sich „Seezeit“, in Trier mag man’s etwas flapsig: „Studiwerk“. Diese Häuser haben jetzt kein Geschlechterproblem im Namen, doch Petra Karst betont: „Wir streben einen Namen an, der den Studenten und die Studentin in irgendeiner Form berücksichtigt. Studierende sind schließlich unsere Haupt-Zielgruppe.“
Online-Umfrage startet im Frühjahr
Deshalb sind von jetzt an gute Ideen willkommen: Wie soll das Studentenwerk, Entschuldigung: „Studierendenwerk“, künftig heißen? Im Frühjahr will man eine Online-Umfrage starten; schon jetzt können Ideen losgelassen werden auf dem Faceook-Account des Studierendenwerks.
Der heißt übrigens immer noch „Studentenwerk Essen-Duisburg“. Soll aber auch, wie man hört, gelegentlich von Studentinnen aufgerufen werden.
Die damals eigenständigen Studentenwerke in Essen und Duisburg wurden übrigens schon ein Jahr vor den Unis fusioniert - im Jahr 2002. Die zentrale Verwaltung wurde in Essen angesiedelt.