Essen. In einem Drogeriemarkt in Altenessen ist ein Kunde, der Milchpulver kaufen wollte, von der Verkäuferin abgewiesen worden, weil er Chinese ist.

Der Einkaufszettel des jungen Vaters war ziemlich übersichtlich, ganz oben stand „Aptamil Folgemilch“ fürs hungrige Baby. Trotzdem kam der „Ernährer“ neulich mit leeren Händen nach Hause. Denn im Drogeriemarkt „dm“ in Altenessen wurde er schroff zurückgewiesen. Die kurz angebundene Verkäuferin habe ihre Entscheidung lapidar damit begründet, dass der Kunde ein Chinese sei.

Freunde des jungen Mannes reagierten empört auf diesen Vorfall, erwogen zunächst gar eine „Anzeige wegen Diskriminierung“, um sich schließlich in unserer Redaktion zu melden. Diese konfrontierte die Drogeriekette mit dem Vorfall in Altenessen. „Nichts liegt uns bei ‘dm’ ferner, als Menschen zu diskriminieren“, antwortet Geschäftsführer Christoph Werner, zuständig für das Ressort „Marketing + Beschaffung“. Entschuldigend fügt er hinzu: „Daher können wir nur unser Bedauern . . . zum Ausdruck bringen.“ Hintergrund dieses Vorfalls sei die „extrem hohe Nachfrage nach verschiedenen Säuglingsnahrungen“.

Milchpulver ist auch anderswo knapp

Ein Phänomen, von dem auch die Filialen anderer Drogerieketten und Supermärkte betroffen sind. Käufer von Babynahrung kennen die Konsequenzen: Sie stehen in den Märkten meistens vor leeren Regalen. Ein Anblick, der in unserer Überfluss-Gesellschaft höchst verstörend wirkt und bei so manchem Verbraucher erst recht zu „Hamsterkäufen“ führt. „Das Resultat ist eine noch schnellere Erschöpfung des Warenbestandes“, erklärt „dm“-Geschäftsführer Christoph Werner. In den Filialen seiner Kette werden Kunden daher auf Hinweiszetteln darüber informiert, dass die Abgabe „aller Milchnahrungen nur in haushaltsüblichen Mengen (max. 3 Packungen)“ erfolge.

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Eine zufällige Stichprobe am Donnerstagmorgen bei der „dm“-Filiale im Hauptbahnhof bestätigt dies. Dort hängt noch ein zweiter Hinweiszettel am gähnend leeren Regal für Milchpulver-Produkte: „Ihre Babynahrung ist leer? Bitte sprechen Sie uns an!!!“.

Chinesische Eltern kaufen europäisches Pulver

Spätestens an diesem Punkt kommt nun doch China ins Spiel. Es ist der einige Jahre zurückliegende Skandal um verseuchte Babynahrung, der Trockenmilchpulver „made in Germany“ für chinesische Eltern jetzt so begehrenswert macht. Weil die Nachfrage aus Fernost sprunghaft gestiegen ist, klagen deutsche Hersteller seit geraumer Zeit über Lieferengpässe. Oft sind es auch Auslands-Chinesen, die das besonders vertrauenswürdige deutsche Milchpulver hierzulande aufkaufen und dann in größeren Mengen per Post in die Heimat schicken.

Der junge Vater in Altenessen hatte allerdings gar nicht die Absicht, das Pulver nach China zu schicken. Er ist mit einer Deutschen verheiratet, die junge Familie mit dem sieben Monate alten Jungen lebt hier.

Bei „dm“ bleibt es wegen der lebhaften Nachfrage vorerst bei der „max. 3“-Mengenbeschränkung. „Diese Vorgehensweise“, betont der Geschäftsführer, „gilt für all unsere Kunden und steht in keinerlei Zusammenhang mit einer ethnischen Zugehörigkeit.“

Um den Hunger seines Jungen stillen zu können, wandte sich der verzweifelte Vater hilfesuchend an eine gute Freundin namens Linda. Sie sagt: „Ich habe das Milchpulver gekauft – und wurde auch unfreundlich behandelt.“