Essen. Das musikalische Programm im Schloß Borbeck reicht vom Jazz bis zur Alten Musik. Und die Künstler dürfen in diesem Jahr sogar mal Wände versetzen

Altes und Neues zusammenzubringen, das hat im Schloß Borbeck gute Tradition. So steht die Reihe „Alte Musik“ ganz selbstverständlich neben den jungen Talenten der „Best of NRW“-Reihe. Und wenn im September mit Händels berühmter „Feuerwerksmusik“ erstmals ein Open-Air-Konzert des Folkwang Kammerorchester auf dem Programm steht, dann wird wenige Tage später im Residenzsaal ein experimentelles Video-Audio-Projekt Premiere haben.

Selbst für die Zeit vor dem Umbau des Wirtschaftsgebäudes, das die städtische Galerie Schloß Borbeck beheimatet, hat man sich etwas Neues überlegt. Bevor die Bauarbeiter kommen, wird der Künstler Paul Schwer im dem alten Ausstellungsraum ab Juni Wände und Grenzen der Wahrnehmung aufbrechen. Wann hat man schon einmal Gelegenheit, Kunst am Bau mit dem Brecheisen zu schaffen?

2,6 Millionen Euro für altes Wirtschaftsgebäude

Rund 2,6 Millionen Euro fließen in den nächsten Jahren ins alte Wirtschaftsgebäude, eine weitere Million in den umliegenden Park. Mit den zusätzlichen öffentlichen Mitteln wird Schloß Borbeck weitere Anziehungskraft entwickeln. Und doch bleiben viele Träume unerfüllt. „Der Ort ist eigentlich wie gemacht für ein Festival für Alte Musik“, findet beispielsweise Bernd Mengede vom Kulturbüro, und Leiter des Kulturzentrums Schloß Borbeck. Angesichts der angespannten finanziellen Situation wird es auf Sicht allerdings bei der „Alte Musik“-Konzertreihe bleiben – ein Publikumsmagnet. Dass Ambiente und Akustik im Residenzsaal stimmen, ist auch beim WDR angekommen, der das November-Konzert in der Reihe „Alte Musik in NRW“ ausstrahlen wird. Schon im Juni darf sich das Publikum auf die „caterva musica“ (musikalische Schar“) freuen. Das Ruhrgebiets Ensemble hat sich ganz der historischen Aufführungspraxis verschrieben.

Neue Pläne nach dem Umbau

Mehr als 70 000 Nutzer lockt das Schloss Borbeck jährlich mit seinem breiten Angebot.

Nach dem Umbau des Wirtschaftsgebäudes sollen auch eine kleine Studio-Bühne und ein Café einziehen. Die Galerieräume sollen von 110 auf 220 Quadratmeter erweitert werden.

„Blow up“ (Findlinge) heißt die derzeit laufende Ausstellung von Nikola Ukic. Die Skulpturen aus Polyurethan-Schaum sind teils auf dem Gelände der Zeche Carl entstanden und bringen Spuren von Steinen, Gräsern und Schotter mit in den Ausstellungsraum. Die Arbeiten sind bis zum 15. März in Borbeck zu sehen.

Klein und fein und nicht minder virtuos: die Kammermusik-Reihe. Auch hier sitzt der WDR mit im Boot, bringt hochbegabte Talente in der Reihe „Best of NRW“ in die Konzertsäle des Landes. Mit Violine, Saxophon und Klavier setzt das „Frates-Trio“ am 27. Februar einen besonderen Akzent. Der ungarische Akkordeonist Krisztián Palágyi setzt die Reihe am 24. April mit Werken vom Barock über die Romantik bis hin zur Moderne fort. Der Geiger Noé Inui (4. September) und der junge Pianist Fabian Müller (30. Oktober) schreiben die Reihe der Hoffnungsträger fort.

Das dritte musikalische Aushängeschild ist schließlich der Jazz: Nicht mehr wegzudenken aus dem Programm ist dabei die WDR Big Band, die am 17. April mit dem niederländischen Pianisten und Komponisten Bert von der Brink aufspielt. Das Essener Oliver Maas Trio mit Maas, Schlagzeuger Patrik Hengst und David Andres sorgt am 8. Mai für Heimatklänge. Mit Akkordeon, Klarinette und Saxophon gastiert das Duo Peirani/Portal am 13. November dann in Kooperation mit dem Deutsch-Französischen Kulturzentrum.