Essen. . RWE-Chef Michael Welling weiß, dass einige Fans seinen Anti-Hogesa-Kurs kritisch sehen. Ihnen sagt er: „Ohne Grundwerte funktioniert der Sport nicht“.

Es hätte am Sonntag zu einer seltsamen Situation kommen können. Fans von Rot-Weiss Essen treffen sich zum Demonstrieren in der Innenstadt. Allerdings nicht als Partner, sondern als Gegner. Einige wenige marschieren bei Hogesa mit, den "Hooligans gegen Salafisten". Die anderen folgen dem Aufruf des Essener Sports und demonstrieren gegen diesen Hogesa-Auflauf. Da letztere Demo aber nicht genehmigt wurde, kommt es nicht dazu, dass Fußball-Fans, die auf der Stadiontribüne nebeneinander stehen, zu Demo-Gegnern werden.

RWE-Chef Michael Welling gehört zu den Initiatoren des Anti-Hogesa-Aufrufs aus dem Essener Sport. Dafür erhielt er auch Kritik von Fans seines Arbeitgebers. „Sie sagen, Politik gehört nicht ins Stadion oder in den Sport. Das ist fadenscheinig. Es geht um Grundwerte. Ohne die funktioniert der Sport nicht“, sagt Welling.

"Die Kundgebung löst aber nicht die Probleme"

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Deshalb auch der gemeinsame Aufruf, für den Welling, Wolfgang Rohrberg (Geschäftsführer Essener Sportbund) und Niklas Cox (Geschäftsführer der ETB Wohnbau Baskets) werben. „Bei uns spielen Hautfarbe, Religion, Weltanschauung und sexuelle Ausrichtung keine Rolle. Es geht beim Miteinander der bunten Sportfamilie in der Halle, auf dem Rasen oder im Wasser, um Bewegung und Leistung“, sagt Wolfgang Rohrberg, der um die Dynamik der Leibesübungen weiß: „Wir sind die größte gesellschaftliche Bewegung der Stadt“, sagt Rohrberg, in dessen Sportbund über 540 Vereine und 125 000 Mitglieder organisiert sind. Damit haben die Sportler weitaus mehr Aktive als beispielsweise Parteien, Kirchen oder Gewerkschaften und sind eine der letzten großen Klammern der Gesellschaft. „Es wäre toll, wenn sich am Sonntag viele von uns bewegen“, hofft Rohrberg.

„Die Kundgebung löst aber nicht die Probleme. Sie setzt ein Zeichen, kann Auftakt sein, zu einem Dialog beispielsweise“, sagt Niklas Cox von den ETB Wohnbau Baskets, „und da kann sich dann auch der Essener Sport einbringen“.

Hogesa-Anhänger auf der Tribüne

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Dieser Dialog wird beispielsweise bei RWE, wo sich auch Hogesa-Anhänger auf der Tribüne befinden, längst und intensiv geführt. Thema Problemfans. „Es ist erheblich besser geworden als früher. Es sind eher wenige, die viel Aufmerksamkeit bekommen, weil der Fußball unter besonderer Beobachtung steht“, findet Michael Welling, weiß aber auch: „Diese Verbliebenen wissen genau, wie weit sie gehen können, ohne dass wir sie rechtlich belangen können.“ „Sie nutzen den Fußball gerne, um in der großen Masse untertauchen zu können“, ergänzt Niklas Cox.

„Da ist weiter jeder Einzelne gefragt. Wenn es rassistische Rufe gibt, muss den Leuten klargemacht werden, dass sie nicht erwünscht sind“, fordert Wolfgang Rohrberg.