Essen. Die Essener haben 2015 etwas mehr Geld zum Ausgeben zur Verfügung. Allerdings bleibt das Plus hinter dem anderer Regionen zurück.
Die Essener haben dieses Jahr pro Kopf 232 Euro mehr Geld für Ausgaben wie Konsum, Miete und andere Lebenshaltungskosten zur Verfügung als im vergangenen Jahr. Das geht aus den aktuellen Regionaldaten zur Kaufkraft hervor, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelt hat. Die Kaufkraft zeigt die Nettoverdienste an – inklusive Kapitaleinkünfte sowie staatliche Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld. Laut GfK hat somit 2015 jeder Essener im Durchschnitt 21.265 Euro im Geldbeutel.
Neuer Mindestlohn umstritten
Aus Sicht des Einzelhandelsverbandes ist dies eine gute Entwicklung. „Die Zahlen zeigen, dass wir unseren guten Standard gehalten haben“, so der Geschäftsführer des Verbandes, Marc Heistermann. Dennoch bleibt Essen auch in diesem Jahr hinter der allgemeinen Kaufkraftentwicklung zurück. Im Schnitt legt sie bundesweit um 572 Euro beziehungsweise 2,74 Prozent zu, in Essen nur um etwas über ein Prozent. Des Weiteren liegt die Kaufkraft in Essen weiterhin unterhalb des Bundesdurchschnittes von 21.449 Euro pro Kopf.
Heistermann warnt jedoch davor, bundesweite Durchschnittszahlen als Maßstab zu verwenden. „Wir haben gerade hier im Ruhrgebiet eine besondere Wettbewerbsituation im Einzelhandel“, sagte er und spielt damit auf die enorme Centerdichte an. „Es heißt ja nicht, dass der Einzelhandel in einer Stadt mit viel Kaufkraft gleichermaßen profitiert“, so Heistermann. Das finanzkräftigere Publikum am Wohnort könnte sein Geld ja auch woanders ausgeben. Heistermann verweist daher lieber auf die so genannte Zentralitätskennziffer. Die entwickelt sich seit einiger Zeit in Essen wieder nach oben. Sie lag im vergangenen Jahr bei 118,3. Das heißt, je höher der Wert über dem Schnitt von 100 liegt, umso mehr Kaufkraft zieht die jeweilige Stadt aus dem Umfeld bzw. der Region an. Zum Vergleich: Noch vor fünf Jahren hatte Essen eine Zentralitätskennziffer von 115,7.
Allerdings erreichen die Nachbarstädte Mülheim oder Oberhausen, die damals noch hinter Essen lagen, mittlerweile einen höheren Zentralitätswert. Einen besonderen Einfluss haben dabei sicher das Rhein-Ruhr-Zentrum und das Centro. Gerade letzterem wird mittlerweile eine überregionale Bedeutung zugerechnet. Auf der anderen Seite hat in Essen ganz offensichtlich die Eröffnung des Limbecker Platzes geholfen, die Position der Einkaufsstadt wieder zu stärken.
Welchen Effekt unterdessen der neue Mindestlohn auf die Kaufkraft in Essen haben wird? Laut einer Studie, die die Gewerkschaft Verdi in Auftrag gegeben hatte, soll Essen durch den Mindestlohn von 8,50 Euro ca. 92 Millionen Euro zusätzlich an Kaufkraft gewinnen. Heistermann steht solchen Zahlen skeptisch gegenüber: „Da gilt es abzuwarten. Solche Zahlen klingen erstmal toll, können sich aber als Milchmädchen-Rechnung entpuppen.“ Gerade die Auswirkungen des Mindestlohnes im Mini-Job-Bereich seien noch unklar.