Essen. . Bei der ersten Regionalkonferenz vor dem Mitgliederentscheid in der Essener SPD über die OB-Kandidatur wusste Reinhard Paß eine Mehrheit der Anwesenden zu überzeugen.

Seine Stimme hat unüberhörbar gelitten, aber diesen Preis zahlt er gerne. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Reinhard Paß als er am Donnerstagabend mit einem Lächeln auf den Lippen das Julius-Leber-Haus in Kray verlässt. Wenig später wird er im Internet folgendes veröffentlichen: „Gerade ging die erste von vier Regionalkonferenzen zu Ende. Der Abend hat mir Freunde gemacht - besonders der direkte Dialog mit den anwesenden Mitgliedern.“ Was im sozialen Netzwerk Facebook bescheiden daherkommt, ist nichts anderes als der Ausdruck großer Genugtuung. Paß fühlt sich als eindeutiger Sieger dieses ersten Aufeinandertreffens der beiden Bewerber um die OB-Kandidatur 2015 vor dem Mitgliederentscheid der Essener SPD.

Herausforderin Angelika Kordfelder spricht von einem gelungenen Auftakt und lässt sich mit folgenden Sätzen zitieren: „Drei Regionalkonferenzen kommen noch. Ich gehe gelassen in die Weihnachtsferien.“

Die Anwesenheit der Presse war nicht erwünscht und werden es auch bei den kommenden drei Aufeinandertreffen nicht sein. Allein Parteimitglieder sollen sich ein Bild von den beiden Kandidaten machen dürften. Etwa 100 nahmen dieses Angebot an, darunter sehr viele Funktionäre und Mandatsträger. Jene, die sich anschließend öffentlich äußerten, bestätigen den Eindruck, den zumindest der OB mit nach Hause nahm. „Die Grundstimmung war pro Paß“, berichtet Jens Kleinsteuber (26), Parteimitglied aus Altendorf.

Keine Version erkennbar

Der Oberbürgermeister sei gut vorbereitet gewesen, habe ruhig gewirkt und doch sehr emotional. Letzteres dürfte manchen überraschen, vermittelt Reinhard Paß bei seinen Auftritten doch sonst die personifizierte Selbstbeherrschung eines preußischen Beamten. „Ich bin vielleicht manchmal etwas dröge“, hatte er im WAZ-Interview gesagt. „Ich bin wie ich bin“, sagte er am Donnerstag. In seiner Jackentasche steckten Karteikarten mit Stichworten als Gedankenstütze.

DemokratieUnd Angelika Kordfelder? „Sie hat mehr über Rheine gesagt als über Essen“, bedauert Matthias Wurst (44), Mitglied im Ortsverein Schonnebeck. Eine Version für diese Stadt habe er bei Kordfelder nicht erkennen können.

Ohne Zweifel: Reinhard Paß hat als OB einen „Standortvorteil“ gegenüber der Bürgermeisterin aus Rheine. Diesen scheint er genutzt zu haben. Kordfelder wird zugute gehalten, dass sie sachlich und unaufgeregt argumentierte. Ob sie sich angriffslustiger zeigen sollte? Einige im Julius-Leber-Haus wusste die Herausforderin mit ihrem Stil sehr wohl zu überzeugen. „Ich traue ihr zu, die Partei hinter sich zu bringen und diese Stadt zu führen“, so ein Genosse älteren Jahrgangs, der seinen Namen nicht nennen mochte. Und OB Paß? Dazu habe die Parteivorsitzende alles gesagt, als sie ihn in der Presse als falsche Person für das Amt bezeichnete. „Dem“, so der Genosse, „ habe ich nichts hinzuzufügen“.