Essen. . Ein Vertrauter des Oberbürgermeisters wird neuer Chef der VHS. Der Vorgang hat ein wenig Geschmäckle, aber nicht das Zeug zum Skandal. Eine Analyse.

Die Neubesetzung der VHS-Direktorenstelle ist kein handfester Skandal, doch so ganz frei vom berühmten „Geschmäckle“ ist die Angelegenheit auch nicht. Oberbürgermeister Reinhard Paß installiert einen langjährigen Vertrauten mit dem richtigen Parteibuch auf der Position, auf die sich die bisherige Vize-Chefin der VHS mit einiger Berechtigung echte Hoffnung gemacht hatte. Elke Timm hat seit dem Ausscheiden von Friederike Brunnbauer die VHS kommissarisch geleitet; wie man hört, nicht ganz schlecht.

Dies ist, um es ganz klar zu sagen, bestimmt nicht angenehm für einige Beteiligten, sondern ein solcher Vorgang löst Enttäuschung und Verbitterung aus. Auch wenn diese dann desöfteren öffentlich als „Sorge um die Zukunft“ der VHS getarnt wird. Man muss aber festhalten, dass bei dieser Stellenbesetzung kein bestehendes Recht über die Schmerzgrenze hinaus fehlinterpretiert wurde.

Kritiker der Personalie hatten vorab bemängelt, Michael Imberg, der künftige VHS-Direktor, erfülle nicht die notwendigen Qualifikation, weil er keine reine akademische Laufbahn vorzuweisen hat, und auch als „pädagogische Fachkraft“ könne man ihn nicht bezeichnen.

Was muss der Leiter einer Großstadt-VHS mitbringen? Was heißt „pädagogische Fachkraft“, und ist jemand akademisch ausgebildet, der – wie Imberg – eine reine Verwaltungslaufbahn hinter sich hat, die ein Fachhochschulstudium umfasst? Was steht im Weiterbildungsgesetz des Landes?

Dummes Zeug erzählt worden

Wie immer, wenn es mehr Nichtwissen als Wissen gibt, ist dann einiges dummes Zeug erzählt worden über den Text der Stellenausschreibung, von angeblichem Gesetzesbruch war die Rede, weil der Text ziemlich viel Interpretationsspielraum übrig ließ. Am Ende stand jedoch fest: Die Stadt selbst kann entscheiden, welche formalen Voraussetzungen ihr VHS-Leiter mitbringen muss. Imberg darf und kann VHS-Chef werden, auch wenn die promovierte Biologin Elke Timm als bisherige Vize-Chefin und kommissarische Leiterin der Volkshochschule ganz sicher die Wahl ist, die sich selbst erklärt hätte.

Der Verwaltungsmann Michael Imberg hat jetzt, zum Start, einen schweren Stand. Er wird einiges leisten müssen, um nicht dem Bild zu entsprechen, das sich viele von ihm schon gemacht haben: ein politisch gefügiger Sparkommissar, gut versorgt von seinem Freund, dem Oberbürgermeister.

Bei allem Getöse, das diese Personalie ausgelöst hat: Michael Imberg ist Erfolg zu wünschen.

„Erfolg“ im Sinne einer gut geführten Volkshochschule. „Gut geführt“ im Sinne eines Hauses, das effizient arbeitet und trotzdem den Geist der Freiheit atmet.

Das den „Bildungsauftrag“ nicht als Arbeit empfindet, sondern als Herzensangelegenheit. Weiterhin als Herzensangelegenheit.