Essen. Er schoss auf offener Straße in der belebten Essener City auf seinen Ex-Schwager. Dafür muss der 32-Jährige neuneinhalb Jahre in Haft.
Es sah aus wie eine Hinrichtung auf offener Straße, und so wertete das Schwurgericht am Freitag die Tat auch als Mordversuch. Für die sechs Schüsse, die Sedat T. (32) aus Wesel am 28. März auf der Friedrich-Ebert-Straße vor dem Einkaufszentrum Limbecker Platz auf seinen Ex-Schwager abgefeuert hatte, muss er neuneinhalb Jahre in Haft.
Richter Andreas Labentz sprach von einer „fatalen Entscheidung“ des Angeklagten, als er am Tattag kurz vor 21 Uhr zur Waffe griff und schoss. Das Motiv des Anschlags blieb ein wenig unklar. Sedat T. hatte erst am Freitag eine schriftliche Einlassung abgegeben. Darin stand, dass der 37 Jahre alte Ex-Schwager schlecht über die Familie des Angeklagten gesprochen hätte. Er sei nach Essen gefahren, um dort dessen Mutter zu bitten, auf ihren Sohn Einfluss zu nehmen. Dann habe er diesen auf der Straße gesehen.
Geschäftliche Streitigkeiten
Die Anklage hatte noch „geschäftliche Streitigkeiten“ als Tatmotiv genannt. Das Opfer hatte zuvor lange in der Firma für Dämmstoffe gearbeitet, die dem Vater des Angeklagten gehört. Nach zehn Jahren Ehe trennte er sich aber von seiner Frau, verließ die Firma und gründete ein Konkurrenzunternehmen. Zum Schluss schwärzte er den Schwiegervater beim Finanzamt an.
Drei Tage später fielen die Schüsse. Von hinten hatte Sedat T. sich dem Ex-Schwager genähert und „Hurensohn“ gerufen. Als das Opfer sich umdrehte, schoss er sofort. Der 37-Jährige lief zum Mittelstreifen der belebten Straße, Sedat T. hinterher. Immer wieder schoss er auf den Flüchtenden, schlug zum Schluss mit dem Kolben der Waffe auf ihn ein. Dann schalteten sich Passanten ein. Das Opfer überlebte schwer verletzt.
Staatsanwältin Elke Hinterberg hatte sogar 13 Jahre Haft beantragt. Das Gericht blieb darunter. Fünf oder sechs Jahre, wie es die Verteidigung anklingen ließ, seien aber sicher nicht möglich, sagte Labentz: „Bei dieser Tat auf offener, belebter Straße mit Gefahr für andere Passanten.“