Essen. Im Essener Chorforum soll der bundesweit erste Chor für Krebserkrankte gegründet werden. Die musikalische Leiterin Anne-Marie Blink, die selber schon betroffen war, bringt viele Erfahrungen aus den Niederlanden mit. „Singen für das Leben“ heißt ihr Prinzip.

Musik kann vieles. Sie kann die Seele berühren, sie kann die Hirntätigkeit anregen. Und sie kann dem kranken Körper neue Energie schenken. Davon ist Anne-Marie Blink überzeugt. Als sie vor Jahren zum ersten Mal an Krebs erkrankte, hat sie ihren Beruf als Konzertsängerin und Musiktherapeutin deshalb nicht etwa an den Nagel gehängt, sondern einen Chor für Krebserkrankte gegründet.

Drei Tumorleiden hat die Niederländerin inzwischen überstanden. Im Essener Chorforum gründet sie nun ihren vierten Chor. Anne-Marie Blink geht es heute gut. Die von ihr angesprochenen Sängerinnen und Sänger sollen in der Musik ebenfalls Halt und emotionale Stärkung finden. „Singen für das Leben“ hat Blink ihr Projekt überschrieben. Nun werden Mitstreiter gesucht für den nach Einschätzung der Organisatoren bundesweit ersten Chor für Krebserkrankte.

Durch das Telefon ins Krankenhaus singen

Das Chorforum an der Fischerstraße scheint Projektleiterin Nora Meyer-Galow der ideale Ort für dieses Vorhaben. Hier proben professionelle Ensembles, aber auch Laien-Chöre, es gibt Angebote für Kinder, aber auch für Senioren. Der Chor für Krebserkrankte ist eine Idee, die in den Niederlanden längst große Kreise gezogen hat. „Dort gibt es inzwischen über 30 dieser Chöre“, sagt Anne-Marie Blink. Unterstützt werden sie in Holland von der Stiftung „Krebs im Bild“. Blinks erster Chor in Amsterdam ist mit zehn Teilnehmern gestartet, inzwischen zählt die Gemeinschaft 50 Teilnehmer. „Wenn jemand bei der Probe fehlt, dann kümmern wir uns und singen auch mal durchs Telefon ins Krankenhaus“, erzählt die 58-Jährige mit sprühendem Temperament.

Projektwoche im Januar

Interessenten sind vom 27. bis 31. Januar zu einer Projektwoche ins Chorforum eingeladen. Neben den Proben (15-18 Uhr) wird vormittags Stimmbildungsunterricht angeboten. Das Abschlusskonzert ist am 1. Februar,15 Uhr, im Chorforum.

Wer direkt oder indirekt von Krebs betroffen ist und mitsingen will, meldet sich unter 63461 500 oder per Mail unter info@chorforum-essen.de

Gemeinsam Ängste bewältigen, Entspannung und Atmung trainieren, ein neues Gemeinschaftsgefühl erleben: In diesem Chor geht es in erster Linie nicht um Perfektion und höchstes musikalisches Können, allerdings versteht Blink den Chor auch nicht als rein therapeutische Einrichtung. „Man kann über die Krankheit sprechen, aber wir lachen auch viel“, erklärt die ungemein vitale Niederländerin. Für die meisten Betroffenen sei es bloß wichtig, „dass ich weiß, worum es geht“.

Niemand müsse sich deshalb überfordert fühlen oder Angst vor zu hohen Anforderungen haben. „Wir erwarten keine Vorkenntnisse, jeder wird da abgeholt, wo er steht”, erklärt Nora Meyer-Galow. Nicht Bach und Brahms stehen deshalb auf dem Programm, sondern Weltmusik. „Mantras, indianische Gesänge, Wiegenlieder von überall“, zählt Blink auf. Oft gelingt es am Ende, sogar, zwei- oder dreistimmig zu singen, erzählt die leidenschaftliche Musikerin.
Und wenn die Projektphase im Januar erfolgreich ist, dann soll der Chor durchaus eine feste Einrichtung in Essen werden.