Essen. Die Stadt benötigt dringend Haupt-, Real-, Gesamtschulen und Gymnasien in Essen, die Gruppen so genannter „Seiteneinsteiger“ in Deutsch unterrichten. Auch Berufskollegs sind gefragt: Das Robert-Schmidt-Berufskolleg hat kurzfristig eine Gruppe eingerichtet.

Essener Schulen unterrichten derzeit rund 1200 so genannte „Seiteneinsteiger“, das sind Kinder und Jugendliche ohne jede Deutschkenntnis. Weil die Zahl von Flüchtlingen stark zugenommen hat, sind die meisten dieser „Seiteneinsteiger“ aus entsprechenden Ländern in Krisengebieten - aber nicht nur. Es gibt auch Schulkinder, die aus Holland kommen, und kein Deutsch können; sie werden auch als „Seiteneinsteiger“ bezeichnet.

41 Schulen in Essen hatten zuletzt besondere Klassen für die „Seiteneinsteiger“ eingerichtet, die allermeisten sind Grundschulen, doch je mehr Kinder und Jugendliche aus Krisengebieten kommen, desto stärker sind auch weiterführende Schulen gefragt.

Spezielle „Seiteneinsteiger“-Klassen

Ende Oktober trommelte die Schulverwaltung deshalb die Leiter aller weiterführenden Schulen in Essen zusammen und bat um aktive Hilfe: Möglichst viele sollten spezielle „Seiteneinsteiger“-Klassen einrichten, und im Moltkeviertel handelte man dann ziemlich spontan.

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Seit Mitte November werden am Robert-Schmidt-Berufskolleg zwölf Schüler täglich in Deutsch, Mathe, Englisch und Sport unterrichtet, vor allem Deutsch ist wichtig, zwölf Stunden gibt es pro Woche, die Jugendlichen sind zwischen 16 und 18 Jahren, kommen aus dem Irak, Afghanistan, Kasachstan, Albanien und anderen Ländern. „Wir haben Gott sei Dank die Kollegen schnell dafür gewinnen können, diesen jungen Leuten jetzt Deutsch beizubringen“, berichtet Uwe Stach, der Viez-Leiter des Robert-Schmidt-Berufskollegs.

Allerdings hat Stach das große Glück, mit Stefanie Schmidt eine echte Expertin als Lehrerin zu haben: Die Lehrerin und Sozialpädagogin hat zwei Jahre in Afghanistan verbracht und sich auf „Deutsch als Fremdsprache“ spezialisiert, ihre Kolleginnen sind ebenfalls Spezialistinnen im Unterrichten von Deutsch, obwohl Verständigung kaum möglich ist.

Vertrauen ist wichtig

„Mit Augen, Händen und Füßen“, erklärt Stefanie Schmidt, funktioniert die Vermittlung von „Deutsch als Fremdsprache“. „Sie müssen Vertrauen bilden, es ist vor allem Beziehungsarbeit.“ Sie spricht sehr langsam mit den Jugendlichen, benutzt stark ihre Hände, zeigt viel, lobt viel, und die Schüler danken es: Mit „guten Lernfortschritten“, wie die Schule zufrieden feststellt. Die jungen Männer berichten, dass sie IT-Experten werden wollen oder Automechaniker, die einzige Frau in der Runde gibt als Berufsziel Friseurin an.

Noten gibt es nicht in der „Seiteneinsteiger“-Klasse. Aber sehr viel Zuversicht.