Essen-Werden. .

Eine aufgeregte Diskussion in einer Werdener Facebook-Gruppe war der Auslöser und Thema das geplante Erstaufnahmelager für Flüchtlinge auf dem ehemaligen Kutel-Gelände in Fischlaken. Viel Kontra - und noch mehr Pro. Schnell entstand die Idee, ein Netzwerk zu gründen, den Essener Süden durch Informationen auf die rund 800 Menschen vorzubereiten, die voraussichtlich im Herbst 2015 in der Einrichtung des Landes für kurze Zeit ein Zuhause finden werden.

Facebook-Gruppe hat 159 Mitglieder

Andreas Brinck, der lange in Fischlaken gelebt hat, nahm es sofort in die Hand, gründete vor wenigen Tagen eine neue Facebook-Gruppe. Aus dem etwas sperrigen „Werdener Flüchtlingspatenschafts-Netzwerk“ wurde mittlerweile „Werden hilft - das Werdener Netzwerk“. 159 Mitglieder hat die Gruppe bereits - Tendenz steigend.

Und für Montag hatte Andreas Brinck zu einem ersten Treffen eingeladen. Der vorgesehene Raum in den Domstuben war schnell zu klein, die Stühle wurden knapp. Umzug in den großen Saal und ein Moderator, der „von der Resonanz total überwältig ist. Ich hatte vielleicht mit 30 Leuten gerechnet“ - rund 70 waren es dann schließlich, die sich über die Ziele von „Werden hilft“ informierten. Politiker, Vertreter der verschiedenen Gemeinden und von Flüchtlingsorganisationen - und Bürger, die „einfach den neuen Nachbarn herzlich guten Tag sagen wollen, wenn sie kommen“, sagte eine junge Frau.

Unbürokratisch eine gute Willkommenskultur schaffen, vorbereitet sein, gemeinsam helfen, wo man helfen kann. So lautet das Fazit des ersten Treffens. Ob es das Netzwerk schaffen wird, bereits auf dem Werdener Weihnachtsmarkt, der am 27. November beginnt, Infomaterial zu verteilen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Andreas Brinck: „Ich möchte in Diskussionen mit möglichst vielen Menschen etwas vertreten, was dann letztendlich viele mittragen werden“.

In Kontakt mit Essens Sozialdezernten Peter Renzel steht das Netzwerk seit der Gründung. Und allen ist klar, „dass wir uns sehr gut informieren müssen, damit wir auch gezielt helfen können“, sagt Brinck. Auf die Erfahrungen von Renzel will man zurückgreifen und hat auch in Kathrin Richter von Pro Asyl eine kompetente Unterstützerin gefunden. „Das Erstaufnahmelager auf dem ehemaligen Kutelgelände wird nach einem neuen Modell entstehen. Das Land sieht, dass das Hin und Her für die Flüchtlinge schwierig ist. Geplant ist, dass sie maximal drei Monate in dieser Einrichtung bleiben werden. In dieser Zeit sind sie relativ beschäftigt und werden anschließend auf die Kommunen verteilt.“ Noch sei ungeklärt, ob die Kinder überhaupt zur Schule gehen können, weiß Kathrin Richter.

Für den ehemaligen Ratsherrn und jetzigen Bezirksvertreter Hanslothar Kranz ist wichtig, dass „da Menschen kommen, die unsere Hilfe dringend benötigen“.

Damit fasste er wohl zusammen, was alle antrieb, die an diesem Abend in die Domstuben gekommen waren - mit unterschiedlichen Ansätzen, aber alle mit dem selben Ziel. Die Folkwang-Studentin Franziska Kloos, die ehrenamtlich im Flüchtlingsheim im Löwental arbeitet, hat die Erfahrung gemacht, „dass man mit Musik und Tanz die Menschen gut erreichen kann.“

Die vielen Hilfsangebote zu kanalisieren, Ideen zu sammeln und umsetzbare herauszufiltern - das werden die Aufgabe des Netzwerkes in den kommenden Monaten sein. Unmittelbare Nachbarschaftshilfe wollen die Werdener leisten - wenn es so weit ist.

Eine Teilnehmerin, die selbst zehn Jahre lang ein Flüchtlingsheim in Baden-Württemberg geleitet hatte, weiß, „dass die Menschen mit viel Angst und ganz wenig Gepäck kommen werden“. Ihr Rat: „Sammeln sie jetzt schon Stofftiere ,,,“

Das nächste Treffen des Netzwerkes „Werden hilft“ ist am Montag, 15. Dezember, um 20 Uhr in den Domstuben an der Brückstraße. Jeder, der mithelfen möchte, ist willkommen.

Weitere Informationen, Möglichkeit zu Diskussion und zu einer Kontaktaufnahme gibt es auf der Facebook-Seite „Werden hilft - das Werdener Flüchtlingsnetzwerk“.