Essen. Reinhard Paß ist optimistisch, den SPD-Mitgliederentscheid zu gewinnen, schließt im Negativfall eine Solo-Kandidatur aus, sieht das Verhalten von Parteichefin Britta Altenkamp aber weiterhin kritisch.

Oberbürgermeister Reinhard Paß ist optimistisch, den Mitgliederentscheid zu gewinnen und hat ausgeschlossen, im Fall einer Niederlage als freier Kandidat der SPD in die Parade zu fahren. „Solche Gerüchte sind völlig absurd. Entweder wird man getragen von der Partei, der man 30 Jahre angehört, oder eben nicht“, sagte der OB der WAZ.

Zwar bleibe er bei seiner Meinung, dass das parteiinterne Kandidaten-Duell zwischen ihm und der Bürgermeisterin von Rheine, Angelika Kordfelder, die Chancen der SPD bei der OB-Wahl generell verringere. „Aber ich helfe jetzt mit, den Scherbenhaufen zusammenzukehren, damit die Sache doch noch gut für uns ausgeht.“ Er unterwerfe sich dem gewünschten Verfahren. „Ich täte das nicht, wenn ich nicht begründeten Optimismus hätte.“

„Ich kann mich nicht in ein Mauseloch verkriechen, wenn jemand zündelt“

Paß wies die Kritik seiner Herausforderin zurück, die ihm vorgeworfen hatte, das Amt gegen den Willen der Partei zu verteidigen. „Das ist doch lebensfremd. Wenn ich mich gleich in ein Mauseloch verkriechen würde, sobald jemand zündelt, dann wäre ich für dieses Amt ungeeignet.“

Dass nur wenige Sozialdemokraten offen Unterstützung für ihn signalisieren und er auf dem letzten Parteitag kaum Beachtung fand, irritiere ihn nicht, „Viele möchten keine offene Auseinandersetzung, weil sie das an krisenhafte Zeiten der SPD erinnert.“ Die Mitgliederbefragung werde zeigen, dass er innerparteilich durchaus Ansehen genieße. 4300 Mitglieder seien eine andere Basis als ein Parteitag.

Mit Parteichefin Britta Altenkamp könne man immerhin gut streiten

Paß ließ offen, ob Parteichefin Britta Altenkamp zurücktreten müsse, sollte er obsiegen. „Im Moment ist das für mich kein Thema.“ Eine Zusammenarbeit könne „sogar eine ganz spannende Sache sein“, denn: „Ich brauche nicht Leute um mich, die nur im Gleichschritt gehen.“ Mit Altenkamp könne man auf jeden Fall gut streiten.

Festzuhalten bleibe allerdings, dass sie einer Fehleinschätzung unterlegen sei, als sie während seines Sommerurlaubs mit dem Kernsatz „für das Amt die falsche Person“ massive Zweifel an seiner Amtsführung säte. „Sowas macht ja nur Sinn, wenn man glaubt, das sei der Todesstoß. Das hat aber nicht funktioniert.“

Ungünstige politische Konstellation im Rat habe das Regieren erschwert

DemokratieDie Probleme seiner ersten Amtszeit sieht Paß in einer ungünstigen politischen Konstellation begründet. Sowohl die SPD-Ratsfraktion als auch das CDU-geführte Viererbündnis im Rat hätten sich als Opposition zu ihm verstanden, was das Regieren der Stadt ungeheuer erschwert hätte. Dennoch habe er sozialdemokratische Kernanliegen wie etwa den Ausbau der Kinderbetreuung erfolgreich umgesetzt. „Ich muss nicht jeden Tag mit großen Worten ein Glaubensbekenntnis ablegen und bin da vielleicht manchmal etwas dröge, aber das ändert nichts an meinen sozialdemokratischen Grundüberzeugungen“

Was ihm Sorgen mache, sei, dass die SPD den Blick derzeit stark nach innen richte. „Wir müssen die Mitte der Gesellschaft ansprechen, um Mehrheiten zu bekommen, und das muss eine Partei auch zulassen.“


Das vollständige Interview mit Reinhard Paß lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben der WAZ.