Essen. . Obwohl die Brauerei Stauder täglich für Besuchergruppen ihre Türen öffnet, ist das Familienunternehmen voller „geheimer“ Orte. Wir haben sie besucht.
Malzduft liegt in der Luft. Axel Stauder öffnet die schwere Tür zum Lieferaufzug, drückt. „Da oben“, sagt er, „ist im Sommer einer der schönsten Plätze der Brauerei.“ Auch, wenn sich täglich Besuchergruppen über das weitläufige Gelände in Altenessen schlängeln und der eigentliche Brauvorgang längst kein Geheimnis mehr ist – das Familienunternehmen in Altenessen ist voller Orte, die dem Besucher sonst verborgen bleiben.
Eingeschlossen der wohl schönsten „Dachterrasse“, die sich ein Biertrinker wünschen kann: Von den insgesamt 18 Gär- und Lagertanks aus, die fast so hoch wie das Hauptgebäude sind, reicht der Blick bis hin zur Zeche Zollverein. Dabei steht man auf bis zu 180.000 Litern Bier, die ein großer Tank allein fassen kann. Um die riesigen Behälter warten zu können, sind sie über einen oberirdischen Gang miteinander verbunden.
Im Dezember allerdings macht auch Brauereichef Axel Stauder, der das Familienunternehmen gemeinsam mit Thomas Stauder führt, schnell kehrt. An diesem Wintertag erscheint selbst die Kühlkammer, die auf dem Rückweg liegt, mollig warm. Was auf den ersten Blick unspektakulär anmutet, ist einer der wichtigsten Räume der Brauerei: Dort wird in großen Paketen der Hopfen gelagert, der dem Stauder seine spezielle Würze verleiht. Fünf bis sechs Sorten, die beispielsweise aus dem bayerischen Hallertau stammen, werden dafür miteinander kombiniert, verrät der Brauingenieur.
300.000 Euro investiert
Ist der Gärprozess in den Fässern beendet, geht es weiter zur Abfüllanlage, die rund 30.000 Flaschen in der Stunde schafft. Neues Herzstück ist die moderne Etikettiermaschine, die erst seit vergangener Woche im Einsatz ist. Rund 300.000 Euro nahm das Familienunternehmen dafür in die Hand. „Die vorige Anlage war zwar erst zehn Jahre alt. Das ist bei dem rasanten technischen Wandel aber eine Ewigkeit“, so Stauder. Von der Investition erhoffen sich die beiden Geschäftsführer unter anderem eine noch schnellere Produktionsstraße: Zehn Sekunden braucht es jetzt nur noch, bis eine „nackte“ braune Flasche das Stauder-Emblem auf Bauch, Rücken und Hals trägt und eine Lasermaschine das Abfülldatum auf das Glas „geschossen“ hat. Rund 30 Millionen Flaschen, sagt Axel Stauder, wandern pro Jahr vom Fließband in die Kiste.
Im Lager nebenan laufen aktuell die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft auf Hochtouren. Neben den Sommermonaten gehört die zweite Dezemberhälfte traditionell zu den umsatzstärksten Zeiten. Auch dieser Ort bleibt der Öffentlichkeit meist verborgen, wäre wegen des regen Gabelstapler-Verkehrs wohl auch zu gefährlich für größere Gruppen. Der Anblick ist beeindruckend: Turmhoch stapeln sich die Stauder-Kisten auf Paletten bis zur Decke. Bis zu 45.000 Kisten, schätzt Axel Stauder, haben zu Spitzenzeiten in der rund 1700 Quadratmeter Lagerhalle Platz. Da würde vermutlich sogar das Christkind große Augen machen.