Essen. Der Schnee hat die Autofahrer kalt erwischt: Für Essen wurde eine Wetterwarnung herausgegeben.

Plötzlich ist er da – der Winter. Im Stadtwald und in Kupferdreh fielen am Mittwoch die ersten Schneeflocken. Die Meteorologen gaben bereits für Mittag die erste Wetterwarnung heraus: Vorsicht, Glatteis. Alles ist möglich: „überfrierende Nässe“, „gefrierender Sprühregen“, „geringer Schneefall“. Viele Pendler hatte es bereits am Mittwoch früh kalt erwischt: Die Autobahn 535 zwischen Wuppertal und Velbert musste gar in beide Richtungen gesperrt werden. Die Polizei fordert die Autofahrer auf, sich den geänderten Wetterverhältnissen anzupassen. In Essen wurden für die Nacht zum Donnerstag bis zu Minus fünf Grad vorausgesagt – zum Bibbern.

Die Essener Verkehrsgesellschaft Evag sieht das gelassen. „Wir sind gerüstet“, verkündet Sprecher Olaf Frei. Rechtzeitig haben die Mitarbeiter die nötigen Vorkehrungen getroffen. Alle 240 Busse sind eh’ mit M+S-Reifen (Matsch und Schnee) komplett ausgestattet. Für den Winter wurden bereits diejenigen Reifen ausgewechselt, deren Profile nur noch vier bis fünf Millimeter tief sind. Durch den Austausch ist „bestmögliche Bodenhaftung gegeben“, versichert Jörg Walter, Leiter der Kfz-Werkstätten.

Schwachpunkt Spurbus-Trasse

Trotzdem werden bei besonders starkem Schneefall die Busfahrer einige Linien erst vollständig bedienen können, wenn der Schneeräumdienst die Fahrbahnen gestreut hat. „Solange können wir nicht hoch und runter fahren“, berichtet Frei. Gemeint sind Streckenabschnitte mit Gefälle und Steigung – vor allem im Essener Süden, etwa für die Verbindungen von Werden nach Velbert oder Richtung Burg Altendorf. Bei über 20 Zentimeter Schneefall sind besonders die Buslinien 190, 180, 177 und 166 betroffen. Dies gilt auch für die Spurbus-Strecke vom Steeler Wasserturm nach Kray, weil die Trasse für alle Räumfahrzeuge ungeeignet ist.

Besser sieht es auf den Straßenbahnstrecken aus. Hier sind, solange keine extremen Wetterereignisse eintreten, kaum größere Ausfälle zu erwarten. Bei Schnee nutzt die Evag vier Trams als Schneeräumer, die in der Nacht das gesamte Gleisnetz abfahren. So wird zum einen verhindert, dass sich Schnee im Gleis festsetzt und gefriert.

Beheizte Weichen 

Gleichzeitig werden mit den sogenannten „Leerfahrten“ die Oberleitungen eisfrei gehalten, berichtet Thomas von Daake vom Via-Betriebsleitungsmanagement. Denn sonst klappt es mit der Stromübertragung nicht, würde die Bahn nur mit halber Kraft fahren – oder gar nicht.

Schwachstellen drohen immer dort, wo elektrische Bauteile mit Salz, Eis und Wasser in Verbindung kommen. Dann klemmt wieder eine Tür an der Tram — oder eine Weiche ist festgefroren. Um Letzteres zu verhindern, sind mittlerweile 80 Prozent aller Weichen mit einer eigenen Heizung ausgestattet.

Die Evag kann insgesamt drei Streu- und Räumfahrzeuge einsetzen und verfügt über 50 Schaufeln und 1200 Tonnen Streugut. Doch alleine wird sie mit dem Schnee nicht fertig. Für den Fall des Falles hat sie sieben Fremdfirmen beauftragt, die die oberirdischen Straßenbahn- und U-Bahn-Haltestellen kehren und streuen.

Aber vielleicht ist das gar nicht nötig, sollte sich der Winter von seiner zarten Seite zeigen. Die Evag hofft darauf. Schließlich bedeutet jeder schneefreie Tag bares Geld, das sie einspart. Sprecher Frei. „Ein Wintereinsatz kostet uns pro Tag etwa 25.000 Euro.“

Früh aufstehen!

Das Rathaus erinnerte gestern an die Winterdienst-Pflichten der Bürger. Grundstückseigentümer müssen vor ihrer Haustür die Gehwege frei halten – und zwar auf einer vorgeschriebenen Breite von 1,20 Metern, damit Platz für Rollstühle und Kinderwagen bleibt. Auch der Weg zur Mülltonne muss geräumt werden.

Einmal fegen reicht mitunter nicht. Gefahren durch Schnee und Glätte seien zwischen sieben Uhr früh und 20 Uhr abends „kontinuierlich“ zu beseitigen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Hat es nachts geschneit, muss werktags vor sieben Uhr und sonntags vor acht Uhr alles wieder schneefrei sein. Zudem dürfen die Gullys nicht verstopft werden.

Für die Bürger gilt übrigens grundsätzlich das Verbot, zu Streusalz zu greifen – da es die Lebenserwartung der Straßenbäume deutlich verringern würde. Ausnahmen sind nur bei Extremwetter wie Eisregen erlaubt. Dieses Verbot, das nicht für die Entsorgungs betriebe gilt, wird immer wieder missachtet.

Zumal Baumärkte, die das Streusalz palettenweise anbieten, nicht ausdrücklich auf das Verbot hinweisen.