Schönebeck. .

Es sind arme Teufel, die da an der Heißener Straße 252a auf ein neues Herrchen warten: Dackelmischling Rosie erholt sich gerade von einem Beckenbruch, Mischlingsrüde Faruk saß vier Jahre lang in einem Betonloch in Rumänien oder Australian-Shepheard-Mix Maja kann erst seit einer aufwändigen Augenoperation wieder sehen. Doch die Schützlinge des Tierschutzvereins Pro Vita Animale brauchen eine neue Übergangs-Heimat. Spätestens im kommenden Mai müssen die Tierschützer die Zelte der Hundeauffangstation abgebrochen, und genug Spenden für den Umzug gesammelt haben.

„Ein bisschen steht mir schon der Angstschweiß auf der Stirn“, gesteht Uwe Dilthey, Vorsitzender und Mitgründer von Pro Vita Animale. Vor vier Jahren hatte er, nach einigen Jahren Erfahrung in einer anderen Tierauffangstation, den ersten Zwinger auf der Fläche noch als Privatmann zusammengezimmert. Zwei Jahre später hob er mit Mitstreitern den Verein aus der Taufe und baute mit den Kollegen, viel Handarbeit und allerlei Spenden das insgesamt rund 250 Quadratmeter große Auffanglager für bis zu zehn Hunde auf. „Wir kümmern uns um die Tiere, die wirklich keiner mehr will. Klein und niedlich ist nicht die Art von Tierschutz, die wir wollen“, unterstreicht der Essener, der als Kind noch nicht einmal einen Hund hatte.

Richtig weitsichtig war die Wahl des Standortes indes nicht, sondern wohl eher den Umständen geschuldet. Seit Jahren hat die Stadt ein kritisches Auge auf die Fläche an der Eisenbahnbrücke. Vier Tierschutzvereine, eine Kfz-Werkstatt und diverse Tierzüchter haben sich hier, nicht weit entfernt vom Terrassenfriedhof, niedergelassen. Wahrscheinlich hat keiner von ihnen eine Genehmigung – das Ganze ist schlicht illegal. „Von Seiten des Vermieters hieß es immer, dass wir noch Zeit mit der Umsiedlung haben“, erläutert Dilthey. Er hatte mit einem Umzug ganz in Ruhe bis zum Ende 2015 gerechnet. „Sonst hätte ich gar keine neuen Tiere so kurz vorher mehr aufgenommen“, sagt Uwe Dilthey.

Bei Null steht er jedoch nicht. Ein Architekt hat einige potenzielle Grundstücke ausfindig gemacht, der Vereinsvorsitzende ist optimistisch, dass das Richtige dabei sein wird. Nur das Timing bereitet ihm Kopfzerbrechen. „Wir müssen erst etwas Neues aufgebaut haben, bevor wir die Tiere umsiedeln können. Die Kosten dafür sind erheblich“, gesteht er und gibt unumwunden zu: „Wir können jede Hilfe gut gebrauchen.“

Dass dies für den Verein, der über das Internet und diverse Tierfreund-Netzwerke nach eigenen Angaben rund 40 Hunde im Jahr aufpäppelt und unterbringt, auch eine Nagelprobe wird, ist ihm bewusst. „Zur Not fangen wir wieder bei Null und mit klein und niedlich an“, sagt Dilthey, schüttelt dabei aber auch etwas unwillig den Kopf. Nein, der Tierschutz, den er sich vorstellt, müsste er erstmal hinten anstellen. Und das schmeckt weder den 20 Vereinsmitgliedern, noch Rosie, Faruk oder Maja.