Essen. Videoblog „Essen auf Rädern“, Folge 3: Auf der Ruhrallee in Essen fahren täglich mehr als 50.000 Autos. Nur die südliche Hälfte der Straße hat einen Radweg. Trotzdem fährt unser Rad-Reporter Martin Spletter über die Ruhr-Allee. Das liegt auch daran, dass nach ihrem Ende ein guter Schleichweg bis zum Hauptbahnhof kommt.

Fahre ich über die Ruhrallee, dann denke ich an Pizza. Das hat mit den Straßenrändern hier zu tun, denn der Asphalt ist so aufgequollen wie die dicken Enden eines Hefeteigs. Man könnte sagen: Die mehr als 50.000 Autos, die täglich über die Ruhrallee donnern, sind sozusagen das Nudelholz, das den Asphalt in der Mitte täglich dünner macht und an den Rändern dicker.

Die Ruhrallee hat einen Radweg zwischen dem alten Ruhrgas-Gebäude (heute Ruhrturm), also der Kreuzung Huttropstraße, bis runter zur Zornigen Ameise. Doch in der anderen Richtung, ab Ruhr-Turm bis zur Kronprinzenstraße, da hat die Ruhrallee keinen Radweg. Früher habe ich hier immer den Bürgersteig benutzt, aber das ist erstens verboten und zweitens liegt hier das Elisabeth-Krankenhaus mit seiner Kinderambulanz, das heißt, wenn Sie dort den Bürgersteig benutzen, radeln Sie garantiert Eltern in die Arme, die Kinderwagen schieben oder kranke Kinder auf den Armen tragen.

Radler werden ins Moltkeviertel geleitet

Deshalb habe ich irgendwann angefangen, einfach die Straße zu benutzen, Richtung Innenstadt geht es sogar ordentlich bergab. Natürlich müssen Sie sich daran gewöhnen, dass Laster an Ihnen vorbeidonnern und Pkw, manche hupen, weil sie es nicht gewohnt sind, sich die Ruhrallee mit Radlern zu teilen, aber ach, herrje.

Zwar steht an der Kreuzung Moltkestraße ein Schild, das Radler, die Richtung Innenstadt fahren, dazu auffordert, ins Moltkeviertel abzubiegen und dort auf verschlungenen Pfaden zum Hauptbahnhof weiterzugondeln, aber erstens: Gut ausgeschildert sind diese Wege, mit Verlaub, leider nicht, und zweitens: Was ist mit denen, die es eilig haben?

Schleichweg im Schatten der Evonik-Gebäude

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Auch Radler dürfen es eilig haben, und wer das Stück Ruhrallee ohne Radweg vom „Ruhr-Turm“ bis runter zur Kronprinzenstraße überlebt hat, der wird fürstlich belohnt auf dem Weg zum Hauptbahnhof: Denn ab jetzt gibt es einen prima Schleichweg, der auch in Radkarten ausgewiesen wird, der ausnahmsweise sicher und trotzdem zielstrebig ist, ohne große Umwege, und man muss bloß einmal absteigen, um an einer Fußgängerampel die Helbingstraße zu überqueren. Der Weg führt den Radler durch ein Quartier, das nur wenigen Bürgern geläufig sein dürfte, obwohl das hier mitten im Stadtzentrum liegt, beziehungsweise im Südviertel, und obwohl es hier schönste Altbaufassaden zu bewundern gibt, und obwohl hier ja auch nicht gerade wenige Leute wohnen.

Heinickestraße heißt das hier, zur Orientierung: Wir sind im südöstlichen Schatten der Evonik-Gebäude, und genau hier, bei Evonik, mit dem Blick auf den Hauptbahnhof, kommen wir ‘raus.

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