Essen. . Parteichefin Britta Altenkamp geht davon aus, dass die 4300 Essener Sozialdemokraten darüber entscheiden, ob Reinhard Paß oder Angelika Kordfelder bei der OB-Wahl 2015 antritt.

Als Angelika Kordfelder 2004 in Rheine als Bürgermeisterin kandidierte, galt ihr erster öffentlicher Auftritt der dort einflussreichen Bauernschaft. Die Politikerin, die seinerzeit noch für die SPD im Essener Rat saß, hatte sich gut vorbereitet: „Ich wusste wie teuer ein ausgewachsenes Hausschwein ist.“ Derartiges Detailwissen über Essen war (noch) nicht erforderlich, als Kordfelder sich am Dienstagabend den Gremien der SPD als mögliche Oberbürgermeister-Kandidatin vorstellte - gemeinsam mit Amtsinhaber Reinhard Paß, der 2015 für seine Partei noch einmal antreten will.

Kordfelder oder Paß? Diese Frage werden aller Voraussicht nach die rund 4300 Essener Sozialdemokraten beantworten, bevor dann am 13. September 2015 der Bürger das Wort hat. „Ich habe die Ahnung, es läuft auf einen Mitgliederentscheid hinaus“, sagte dazu am Mittwoch Essens SPD-Parteivorsitzende Britta Altenkamp. Eine nicht repräsentative Umfrage der WAZ an der Parteibasis ergab dazu kein klares Bild.

Am 1. Dezember will der SPD-Parteivorstand entscheiden

DemokratieDie SPD-Ortsvereine haben nun 14 Tage Zeit, sich eine Meinung zu bilden, wie verfahren werden soll. Am 1. Dezember will dann der Parteivorstand entscheiden. Sollte es zum Mitgliederentscheid kommen, sei „beiden Kandidaten klar, dass sie den Ausgang eines solchen Votums auch respektieren müssten. Sonst macht das keinen Sinn“, betont Altenkamp.

Dasselbe gelte für die Delegierten des Parteitags, die traditionell das letzte Wort bei Kandidaturen haben, dann aber lediglich das Votum der Mitglieder zu akzeptieren hätten, so Altenkamp. Nicht jedem in der Partei passe das, räumt die Vorsitzende ein. Angelika Kordfelder demonstrierte zu diesem Thema Gelassenheit: „Ich werde jedes Verfahren akzeptieren.“

Reinhard Paß hat längst nicht aufgegeben

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Teilnehmer der internen Vorstellungsrunde vom Dienstagabend halten das Rennen für offen. Wobei Paß einen aufgeräumten wie souveränen Eindruck hinterließ. „So gut habe ich ihn seit Jahren nicht gesehen“, so ein Augenzeuge.

So viel steht fest: Paß hat längst nicht aufgegeben, er kämpft um seine Chance. Ein Mitgliederentscheid wäre da für beide Bewerber „gleich risikoreich“, glaubt Altenkamp. Angelika Kordfelder aber ginge mit dem Nachteil ins Rennen, seit zehn Jahren politisch nicht mehr in Essen tätig zu sein. Vielen Genossen ist die promovierte Pädagogin schlicht unbekannt, und ihr bleibt nicht mehr viel Zeit dies zu ändern.

Beide Kandidaten sollen sich der Parteibasis auf vier „Regionalkonferenzen“ vorstellen. Irgendwann im Januar könnte dann der Entscheid kommen, am 31. Januar steht dann der Parteitag an.

Eine Wahlempfehlung des Parteivorstandes wird es laut Altenkamp nicht geben. Wer auch immer das Rennen macht - ihre Zukunft als Essener SPD-Vorsitzende will sie nicht vom Ausgang der Kandidaten-Kür abhängig machen, auch wenn sie sich persönlich auf Kordfelder festgelegt hat. Ihre Aufgabe sei es, die SPD während der nächsten, intern streitigen Wahlkampf-Wochen zusammen zu halten. Eine Aufgabe, auch das.