Essen. Angelika Kordfelder will OB-Kandidatin für die Essener SPD werden. Während sie dies am Freitag in Essen erklärte, hielt sie politischen Freunde und Bürger in Rheine, wo Kordfelder Bürgermeisterin ist, zeitgleich mit einer abwartenden Erklärung hin. In Rheine fühlt man sich nun von ihr hingehalten.
Einen guten Abgang hinzubekommen, ist in der Politik das schwierigste überhaupt. Auch Angelika Kordfelder, die auf dem Ticket der SPD in Essen Oberbürgermeisterin werden möchte, scheint diese Gabe nicht übermäßig zu besitzen.
Seit zehn Jahren ist die 59-jährige gebürtige Essenerin Bürgermeisterin im münsterländischen Rheine und ist offensichtlich dabei, sich mit einer geteilten Informationspolitik die Sympathien dort zu verscherzen. Während Kordfelder vergangenen Freitag ihre Bereitschaft zur Kandidatur in Essen erklärte, hielt sie ihre politischen Freunde und die interessierten Bürger in Rheine zeitgleich mit einer abwartenden Erklärung hin. Erst Montag wolle sie Stellung nehmen, ließ sie wissen.
Kritik auch vom früheren SPD-Chef und Ratsherr in Rheine
Die Rheinenser erfuhren so die Neuigkeit, dass ihre Bürgermeisterin keine Wiederwahl mehr anstrebt, aus dem Online-Portal der WAZ. „Das kam hier gar nicht gut an“, sagte ein Beobachter aus Rheine. Und das gelte selbst dann, wenn Kordfelder vom Gang der Ereignisse überrollt worden sein mag.
Die derzeit aktiven SPD-Politiker reagierten düpiert, aber in der Öffentlichkeit noch zurückhaltend, verwiesen auf Gespräche, die man mit der Bürgermeisterin führen wolle. Deutlicher wurde Frank Hemelt, ein früherer SPD-Chef und Ratsherr in Rheine, den das Essener Magazin „Informer“ mit drastischen Worten zitiert: „Monatelang wird geschwiegen und verwiesen und die Partei wird im Unklaren gehalten.“
Hemelt zufolge habe Kordfelder Rheine „abgewirtschaftet“, auch deshalb seien ihre Chancen auf Wiederwahl schlecht - nicht nur wegen eines starken CDU-Gegenkandidaten, der die Unterstützung auch der Grünen genießt. „Frau Dr. Kordfelder geht es um eigene Interessen, nicht um die Stadt, die Menschen oder die Partei.“