Essen.

Es ist eigentlich ein gewagtes Unterfangen, ein Hörspiel live auf die Bühne bringen zu wollen – die visuellen Eindrücke eines solchen Abends dürften ja per definitionem schon recht bescheiden sein. Aber die Originalsprecher der Jugend-Krimireihe „Die drei ???“ bereiten so etwas seit über zehn Jahren schon zum Kultevent auf.

Die „Paul Temple“-Hörspiele aus den 1940er und 50er Jahren sind da weitaus weniger Menschen ein Begriff. Ein kleines Ensemble um den Comedian Bastian Pastewka hat sich dennoch an den fast vergessenen Stoff gewagt, ihn mit viel Witz und Selbstironie gewürzt – und damit das Publikum in der Lichtburg begeistert.

Als „Bastian Pastewka und Komplizen“ tourt das Ensemble mit dem Original-Skript des ersten Paul-Temple-Hörspiels „Paul Temple und der Fall Gregory“, das 1949 erstmals beim damaligen Sender NWDR über den Sender ging und heute als verschollen gilt.

Dabei sind die „Komplizen“ auch keineswegs Unbekannte: etwa der Duisburger Kabarettist Kai Magnus Sting oder Alexis Kara, der vor allem aus der „heute-show“ in der Rolle des Reporters Dennis Knossalla bekannt ist. Zusammen mit Janina Sachau, die aktuell zum Ensemble des Schauspiel Essen gehört, und der Grimmepreisträgerein Inga Busch sitzen sie an einem langen Tisch mit allerlei Requisiten, die – zum Vergnügen des Publikums in der gut gefüllten Lichtburg – zur Geräuscherzeugung dienen.

Inga Busch kreischt die Möwe herbei

Man hört etwa Wellen branden, wenn Pastewka eine Plastik-Wasserflasche schüttelt, ein zu geschlagener Kühlschrank dient als Türgeräusch, während Inga Busch den Klang einer Möwe perfekt allein mit ihrer Stimme imitiert.

Gut, die Story über eine Mordserie an Mädchen ist auf Groschenheft-Niveau und damit reichlich abstrus. aber das ist dem Spaß an dem Abend nur zuträglich. Denn das Quintett trägt das Manuskript nicht einfach nur vor, sondern kommentiert es auch pointiert – wobei die Komplizen den Part der Kritiker einnehmen, die die Logiklöcher sezieren („Wenn das wie Selbstmord aussehen soll, wieso hinterlässt der Mörder dann Grußkarten?“), und Bastian Pestewka den bedingungslosen Fan, der jeden Blödsinn vehement verteidigt („Ja, ähh ... das muss so!“) und zudem noch allerlei Fachwissen über die vom britischen Autoren Francis Durbridge ersonnen Hörspielwelt einbringt.

Wenn auch die Inszenierung mit zweieinhalb Stunden etwas zu lang geraten ist und ein intimerer Rahmen als die Lichtburg vielleicht besser passen würde: Dieser Retro-Trip voller Charme und Witz macht richtig Laune.