Einen wirkungsvollen Schlusspunkt boten die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Jonathan Stockhammer beim Festival für Neue Musik „NOW!“ mit der Uraufführung zweier Auftragswerke. Die treue, hartnäckige Gemeinde von Freunden der Avantgarde erlebte keine verknöcherte, kopflastige Musik, sondern überaus sinnliche und filigran gewobene Sinfonik.

Orm Finnendahl bezog in seinem Stück „Spalt“ die Spannung aus der Gegenüberstellung, Interaktion und Verwischung von live-Musik und Elektronik wie von improvisierten und auskomponierten Anteilen und brach damit traditionelle Hörgewohnheiten auf. Sechs Solisten auf der Empore stellten sich mit verzerrten Tönen und Untönen den Philharmonikern gegenüber, die sich klangmächtig zu steigern wussten und sich als enorm kompetent in Sachen Neuer Musik empfahlen. Bevor sie nach und nach das Podium verließen und die Besucher in die dramaturgisch einbezogene Pause leiteten.

Stehende, von einzelnen Instrumentalisten produzierte Raumklänge in den Foyer-Ebenen ließen die akustische Kontinuität nicht abreißen, bis Stockhammer die Musiker zu Oliver Schnellers „Tropes“ wieder auf die Bühne zurückholte.

Ob man da nun die Überkreuzbeziehung der 27 Abschnitte, die das Stück „von der Mitte heraus nach außen faltet“, wahrnahm oder wohl eher nicht – die Essener Philharmoniker versprühten in geschmeidigem Spiel die reine Freude an der subtilen, raffiniert gemixten Klangpracht. So schön kann Neue Musik sein!