Essen. . Jean-Claude Juncker, der Präsident der Europäischen Kommission, sollte offenbar in diesem Jahr die Mercator-Gastprofessur der Uni Duisburg-Essen innehaben. Doch sein neues Amt ist ihm wohl dazwischengekommen. Die Uni kommentiert den Vorgang nicht. 2015 soll es wieder eine Mercator-Professur geben.

Bei der erstmals nach 17 Jahren abgesagten „Mercator-Gastprofessur“ der Uni Duisburg-Essen hatte die Hochschule offenbar auf den Europapolitiker Jean-Claude Juncker gesetzt. Wie am Mittwoch berichtet, kann die Uni ihre traditionelle Gastprofessur in diesem Jahr nicht besetzen, weil ihr Kandidat seine Zusage zurückgezogen hatte. „Wegen der Übernahme eines wichtigen neuen Amts musste die international renommierte Persönlichkeit ihre Zusage leider kurzfristig absagen“, hatte die Uni zuletzt mitgeteilt.

Bei dieser „Persönlichkeit“ handelt es sich dem Vernehmen nach um Juncker, der am 1. November das Amt des Präsidenten der Europäischen Kommission übernommen hat. Im Sommer war Juncker vom Europäischen Parlament in dieses Amt gewählt worden. Im Sommer, so heißt es an der Uni Duisburg-Essen, sei die Absage des Kandidaten erfolgt, der Anfang des Jahres eine verbindliche Zusage gemacht haben soll. Offiziell äußert sich die Uni Duisburg-Essen nicht zu diesem Vorgang; auch der Name Juncker wird weder dementiert noch bestätigt.

Mercator-Professur an eine Person der Zeitgeschichte

Auch interessant

Die Personalie der durchaus renommierten Gastprofessur wird allein durch die Leitung der Hochschule, das Rektorat, bestimmt. Vergeben wird die „Mercator-Professur“ ausschließlich an eine Person der Zeitgeschichte, die „in besonderem Maße die Idee Mercators verkörpert: Weltoffenheit und Weitblick“, so schrieb es zuletzt Uni-Rektor Ulrich Radtke im Vorwort einer Festschrift, die der Filmemacherin Margarethe von Trotta gewidmet ist. Die Künstlerin hatte die Mercator-Professur im vergangenen Jahr inne.

Dass Juncker derzeit in der internationalen Kritik steht wegen seiner früheren Steuerpolitik in Luxemburg, dürfte mit den Vorgängen an der Uni, die jetzt erst öffentlich geworden sind, wohl nichts zu tun haben.