Essen. . Bilder von der Verfolgung von Jesiden flimmern täglich über die Bildschirme. Meryem Alcu, Essenerin jesidischen Glaubens, will nicht länger tatenlos zuschauen, sondern etwas tun: mit einem Basar, den sie gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde St. Gertrud und den Mitarbeitern des „Fliz-Mobils“ organisiert.
Handeln statt nur ohnmächtig zuschauen, das möchte Meryem Alcu. Die Essenerin jesidischen Glaubens ist eine der Initiatoren einer Solidaritätsaktion im Nordviertel. Gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde St. Gertrud und den Mitarbeitern des „Fliz-Mobils“ vom Sozialdienst Katholischer Frauen lädt sie am Sonntag, 16. November, zu einem Basar mit Kunst und Musik ein. Alle Erlöse gehen als Komplettspende an die Caritas Flüchtlingshilfe zugunsten religiös verfolgter Menschen im Irak.
Dazu zählt vor allem die jesidische Glaubensgemeinschaft, die seit August 2014 von der Terrorgruppe Islamischer Staat systematisch verfolgt, versklavt oder ermordet wird. „Es macht mich traurig, wütend und machtlos, wenn ich die täglichen Schreckensmeldungen höre“, sagt Meryem Alcu, „mein Volk wird ausgerottet und ich habe das Gefühl, die ganze Welt schaut tatenlos zu.“ Über 15.000 jesidische Familien, so berichtet sie, hätten sich in die Berge geflüchtet, „dort sind sie komplett von der Außenwelt abgeschnitten“. Ungewiss, ob sie den Winter überleben.
In Deutschland groß geworden
Meryem Alcu selbst hat Glück gehabt: Die 35-jährige Mutter dreier Kinder ist in Deutschland groß geworden, ihre Eltern stammen aus der Türkei. Im Nordviertel zuhause, ist sie regelmäßig Gast in der katholischen St. Gertrud-Gemeinde am Rande der nördlichen Innenstadt. Hier entstand auch die Idee der Solidaritätsaktion für die bedrohten Jesiden im Nordirak. „Zu uns kommen mehrere jesidische Flüchtlingsfamilien, die dienstags und donnerstags den Kindertisch des Fliz-Mobils besuchen“, sagt Diakon Winfried Rottenecker, „und ihr Schicksal hat uns sehr bewegt.“ Viele hätten noch Angehörige und Freunde, die unter dem Terror der IS leiden und auf der Flucht sind. „Die Menschen dort sind in Lebensgefahr.“
Als die Idee des Basars an die Gemeinde und an die Mitarbeiter des Fliz-Mobils herangetragen wurde, „haben wir nicht lange überlegt, sondern sofort mit der Realisierung begonnen“, erzählt Maria Garcia Lora, Sozialpädagogin beim Sozialdienst katholischer Frauen. Und so entstand ein buntes Programm: Es gibt Live-Musik, Kunst, Kaffee und Kuchen, irakische Köstlichkeiten, Selbstgemachtes von den Fliz-Kindern, Spiel und Spaß, Weihnachtsdekorationen, und, und , und... „Alle, die wir angesprochen haben, waren bereit, mitzumachen. Jetzt hoffen wir auf viele Besucher.“