Duisburg-Rheinhausen. Das Rheinhauser Kinder- und Jugendtheater spielte zweimal im Kom’ma-Theater. Für die jungen Leute ist es bereits die vierte Musicalpremiere.
Auf dem Smartphone erscheint eine neue App und man weiß gar nicht so richtig, was man damit anfangen soll. Man klickt drauf, tippt etwas ein - und meist geht es harmlos weiter. Aber was wäre, wenn die App zur Zeitmaschine wird und man sich in einer anderen Welt wiederfindet? Genauso ist es am Mittwoch und Donnerstag im Kom’ma Theater in Rheinhausen passiert. Die internationale Kinder- und Jugendbühne Bahtalo lud zur Premiere ihres Stücks „Abenteuer Polaris“ ein.
Das Projekt wurde durch die Förderung von „Kultur macht stark“ und der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung ermöglicht. 50 Rheinhausener Kinder aus unterschiedlichsten Ländern der Welt standen auf der Bühne. Einige von ihnen sind noch nicht lange in Deutschland und lernen durchs Theaterspielen noch besser Deutsch. „Für die Kinder ist es schon das vierte Musical“, sagte die künstlerische Leiterin Annegret Keller-Steegmann.
Bahtalo bedeutet Freude und Hoffnung
Die Kinder- und Jugendbühne Bahtalo an der Sekundarschule Rheinhausen gründete sich 2013.
Damals gab es Auseinandersetzungen um das Roma-Quartier „In den Peschen“. Der Name „Bahtalo“ hat in Romanes die Bedeutung „Freude und Hoffnung“. Die Schauspieler im Alter von sechs bis 15 Jahren setzen ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Vorurteile. In Musik-, Tanz-, Theater- und Kunstwerkstätten werden die Musicals entwickelt.
Im September hatten drei Mädchen von Bahtalo eine Idee: „Sie schrieben eine Geschichte über einen Tanzwettbewerb“, erzählte Regisseur Thomas Hennrich, der die Skripte las und entwickelte. Im April ging’s los: Lieder wurden geschrieben, Choreographien einstudiert und Bühnenbilder gemalt. Bei einer dreitägigen Exkursion in einer Jugendherberge in Mönchengladbach sprudelten die Ideen. Die Band vom jungen Ensemble Ruhr war vor Ort. Schauspieler und Musiker lernten sich kennen.
Tom hat die Nase voll von Regeln
Die vielen Proben haben sich absolut gelohnt. Alle Plätze waren bei der Premiere gefüllt. Die Band ließ Musik erklingen. Tom (Josue Diyimbu) stand mit Amena (Carmen Hundt) da und bewunderte das gefundene Handy. Beide haben die Nase voll von Regeln, Schule und den Eltern. Tom tippte „Zukunft“ ins Handy ein.
Die beiden landeten in den Wäldern von Polaris. Ein tollkühner Gorilla beschnupperte das Publikum. Hexe Wakaja (Djilia Ali) verbreitete Angst und Schrecken. Sie will den Wald zerstören. Im Tanzwettbewerb buhlte sie um den König. Eine Fantasiewelt öffnete sich, als die Schauspieler in grünen Baumkostümen und im weißen Wolken-Dress auftraten. Mutig griffen die jungen Künstler zum Mikrofon und sangen solo. „Ich bin der Baum, wir sind der Wald“ war ein Lied, das Gemeinschaft symbolisierte.
Am Ende geht alles gut aus. Die Hexe wird zur klitzekleinen Maus. Die Schauspieler strahlten übers ganze Gesicht und genossen den riesigen Applaus. Und Annegret Keller-Steegmann hat einen großen Wunsch: „Es wäre großartig, wenn wir den jungen Talenten unserer Bahtalo-Gruppe eine Gesangs - oder Schauspielausbildung ermöglichen können. Wenn sich Leute und Institutionen finden würden, wäre das großartig.“ Wer mitmachen möchte, ist jederzeit willkommen: Die Kinderbühne trifft sich donnerstags, 16 bis 18 Uhr, in der Sekundarschule Rheinhausen am Körnerplatz.