Duisburg-Rheinhausen. Auf der Abenteuerfarm Robinson tauchen rund 40 Kinder in die aufregende Welt der Azteken ein. Was es mit der gefiederten Schlange auf sich hat.
Das Tattoo auf seinem Arm ist verblasst. Nur mit großer Mühe ist im grünen Schimmer noch die Schlange zu erkennen. „Ein Zeichen, dass die Götter sich abwenden“, sagt Priester Iccoactel mit ernster Miene. Die gefiederte Schlange, jene Gottheit, welche den Kampf zwischen mehreren Göttern für sich entscheiden konnte, hat die Azteken an diesen Platz geführt. Dann ist sie gegangen. „Nun gibt es die Hoffnung, dass sie wiederkommt und uns den Weg weist“, sagt der Priester.
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Das Jahr 1502 ist auf der Abenteuerfarm Robinson in Rheinhausen eingekehrt – und hat sie in das Land der Azteken verwandelt. Rund 40 Kinder reisen hier seit Montag täglich fünf Tage lang in die Vergangenheit, um im Rahmen des Kulturrucksacks gemeinsam die Welt der Azteken lebendig werden zu lassen. Kinder der Abenteuerfarm, des Abenteuerspielplatzes Tempoli in Hochheide sowie des Jugendzentrums „Die Mühle“ in Friemersheim sind dabei. „Durch den Zeitreisetunnel geht es in die Welt des Aztekendorfes“, erklärt Miriam Fastabend von der Abenteuerfarm. Wer den Tunnel durchquert, legt sein wahres Ich ab. So wie Matthieu. Am anderen Ende wird aus dem Zehnjährigen der „Rote Adler“. Alle Namen hier setzen sich aus einer Farbe und einem Tier zusammen. Angekommen im Aztekendorf erwartet ihn vor allem eins: Arbeit!
Azteken in Rheinhausen: Kochen, werkeln, malen
An unterschiedlichen Stationen können die Teilnehmenden den verschiedensten Handwerken nachgehen. Manche werkeln in der Gold- und Silberschmiede, andere schmücken mit bunter Farbe die stilechten Gewänder. „Wir sind in der Garküche“, sagt der Rote Adler. Heißt: Sie kochen und servieren Getränke. Keinesfalls umsonst. Im Dorf der Azteken herrscht eine ganz eigene Währung: Kakaobohnen! „Ein Getränk kostet eine Bohne. Gestern gab es Nachos, die haben drei Bohnen gekostet.“ Und: „Vorgestern gab es einen Azteken-Energiepunch“, ergänzt der zehnjährige Joel. Verzeihung, der „Schwarze Adler“.
Viel Zeit zum Plaudern bleibt den beiden Jung-Azteken nicht. Zum Start in den Tag muss das Feuer entfacht werden, Unterstützung gibt es hier vom Priester. Mit einem Feuerstein beugt er sich über die Feuerschale, in seiner anderen Hand ein Fetzen schwarze Wolle. „Wenn der Gott Xandu uns gnädig gestimmt ist, fällt der Funke in die schwarze Wolle“, sagt er. Der Gott ist es. Kurze Zeit später springt der Funke über, entfacht das in der Schale ausgelegte Stroh.
König Mogdezuma regiert das Aztekenvolk in Duisburg-Rheinhausen
Plötzlich nervöse Blicke. Auf dem Platz tut sich etwas. Reihenweise fallen die Azteken auf die Knie, neigen sich mit ihrem Körper nach vorne, drücken die Stirn in den Boden, strecken die Arme nach vorne. Über den Platz schreitet mit erhabenem Blick ein Mann, der einen Blumentopf bei sich trägt. „Unser König und Gott“, erklärt der Rote Adler. Seine Majestät anschauen ist nicht, das steht dem niederen Volk nicht zu. Ansprechen erst recht nicht. König Mogdezuma genießt Privilegien. Wer ihn sprechen möchte, der muss sich an seinen Diener wenden. „Als Diener hat man es nicht leicht“, verrät Giuliano, 14 Jahre alt, der die Rolle des „Roten Delfins“ mimt. Jeden Tag ist er für den König im Einsatz.
Wer jedoch von der Presse vorbeischaut, genießt dennoch das Privileg, einen kurzen Plausch mit „Ihrer Königlichen Hoheit“ zu führen. „Ich laufe immer mit Blumen umher“, sagt Volker Haasper, Leiter der „Mühle“, der die Rolle von König Mogdezuma übernimmt. Auf einer Erhöhung nimmt er auf seinem Thron Platz. Der Blumentopf lockt die Schmetterlinge – „das sind meine Ahnen“, erklärt er. Als König genießt er ein hohes Ansehen in der Runde: Alle Dinge, die im Aztekendorf entstehen, sind grundsätzlich für ihn, erklärt der Priester, der eigentlich Museumspädagoge Olaf Fabian-Knöpges ist und schon öfter die Zeitreisenspiele auf der Abenteuerfarm entwickelt hat. „Er entscheidet, was er behält, und was er dem Volk zurückschenkt.“
Ferienspiele in Rheinhausen: Kehren die Götter zurück?
Und wie war das mit der Schlange? Die Abkehr der Götter und der Mangel an Material seien ein schlechtes Zeichen. Eine Lösung ist in Sicht: Schon bald wollen die Azteken ein Ritual vollziehen, das die Gottheit zurück an den Platz führen soll. Was genau, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur so viel: Der Opferkult der Azteken spielt auch in Rheinhausen eine entscheidende Rolle. „Die Inszenierung ist vielleicht stellenweise heftig“, sagt Fabian-Knöpges. „Kinder, die sensibel sind, werden zur Seite genommen und ihnen wird es erklärt.“ Denn auch bei aller detailverliebter Geschichtstreue: Der Spaß steht hier im Vordergrund – und ist den Teilnehmenden deutlich anzumerken.