Duisburg-Baerl. Die einzige evangelische Bekenntnisschule in Duisburg muss priorisiert protestantische Kinder annehmen. Das sagen Schulleitung und Stadt dazu.

In Baerl geht die Sorge um, dass Kinder auf der einzigen Grundschule im Ort keinen Platz kriegen. Denn: Die Waldschule ist nicht nur die einzige Grundschule in Baerl, sondern auch die einzige evangelische Bekenntnisschule in ganz Duisburg. Das hat Auswirkungen auf die Schulplatzvergabe.

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„Wir haben das große Problem, dass es mittlerweile wegen des guten Rufs der Schule so gekommen ist, dass es für Baerler Anwohner schwierig ist, einen Platz an der Grundschule zu bekommen“, sagt Melissa Nestola. Sie wohnt mit ihrer Familie in Baerl, hat ein Haus ganz in der Nähe der Waldschule. „Wir haben die römisch-katholische Konfession.“ Heißt: Auf der Prioritätenliste, wer einen Schulplatz bekommt, steht die Familie nicht oben.

Mutter aus Duisburg-Baerl befürchtet, dass die Situation sich verschlimmert

Sie hat ihr Kind bei der Waldschule anmelden wollen, berichtet Nestola. Da habe ihr die Schulleiterin bereits beim Anmeldetermin verkündet: Die Chancen stehen nicht gut. Bereits zu diesem Zeitpunkt seien die Anmeldezahlen hoch gewesen, noch folgen die Nachmeldetermine. „Es kann doch nicht angehen, dass wir die Kinder, die ja jetzt auch ein bisschen selbstständiger werden sollen, vier Jahre lang in einen anderen Ortsteil fahren müssen. Einfach, weil ‘evangelisch’ vor der Schule steht.“ Nestola befürchtet, dass sich die Situation auch in den kommenden Jahren verschlimmern könnte. Baerl sei ein bei jungen Familien beliebter Stadtteil, der Bedarf an Schulplätzen könne steigen.

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Dass Kinder mit evangelischer Konfession priorisiert an der Waldschule aufgenommen werden, bestätigt Schuldirektorin Janina Hicking auf Anfrage der Redaktion. Eine Entscheidung, die nicht sie trifft, wie sie betont. „Da gibt es besondere Gesetze“, erklärt sie. Gemeint ist die Verordnung über den Bildungsgang in der Grundschule.

Schule in Duisburg Baerl ist an Vorgabe gebunden

Dort heißt es: „In eine Bekenntnisschule darf ein Kind aufgenommen werden, wenn es entweder dem entsprechenden Bekenntnis angehört, oder dem Bekenntnis nicht angehört, die Eltern aber ausdrücklich übereinstimmend wünschen, dass es nach den Grundsätzen dieses Bekenntnisses unterrichtet und erzogen werden soll; dies schließt die Teilnahme an einem Religionsunterricht ein, der an der Schule erteilt wird. Bei einem Anmeldeüberhang an einer Bekenntnisgrundschule haben Kinder, die dem Bekenntnis angehören, bei der Aufnahme einen Vorrang gegenüber anderen Kindern.“ Eine Verordnung, die der Schuldirektorin wenig Spielraum lässt. „Ich kann da nichts tun, ich muss mich an Recht und Gesetz halten.“

Hicking kann die besorgten Eltern beruhigen: „Im vergangenen Jahr war die Aufregung groß“, erinnert sie sich. Viele evangelische Kinder, aber auch viele Kinder aus Baerl, hätten sich 2020 an der Schule anmelden wollen. „Eine Kombination, die wir so noch nie hatten.“ Letztlich seien jedoch alle Baerler zufrieden gewesen. Kinder, die keinen Platz bekamen, hätten eher im Grenzgebiet zu Rheinberg gewohnt. Mit „relativer Gewissheit“ geht Hicking davon, dass jedes Baerler Kind für das kommende Schuljahr einen Platz bekommt. Noch laufe das Anmeldeverfahren, konkret bestätigen kann sie es daher nicht. Aber: „Die Zahlen jetzt scheinen überhaupt nicht aufregend zu sein, so dass irgendein Baerler um seinen Platz fürchten müsste.“

Stadt Duisburg sagt: Umwandlung der Schulform möglich

Die Stadt Duisburg konkretisiert auf Anfrage die Situation rund um die Schulplätze an der Waldschule. Die Waldschule ist zweizügig, pro Jahrgang gibt es Platz für 56 Schülerinnen und Schüler. Im Schuljahr 2020/2021 besuchten 200 Schüler die Waldschule, davon 142 Schüler aus Baerl, 58 aus anderen Duisburger Stadtteilen und von außerhalb Duisburgs. „Im Rahmen des laufenden Anmeldeverfahrens müssen eventuell leider zwei Kinder abgewiesen werden“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Ob diese Kinder in Baerl wohnen, ließe sich erst nach Abschluss des Anmeldeverfahrens sagen.

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Theoretisch besteht laut Stadtverwaltung die Möglichkeiten, die Plätze für Baerler Kinder zu sichern. Auf Grundlage der „Verordnung über das Verfahren zur Bestimmung der Schulart von Grund- und Hauptschulen“ sei es möglich, die bestehende Schulform umzuwandeln. „So kann die Schulart einer Grundschule, die eine Bekenntnisschule ist, entweder auf Antrag der Eltern oder durch Initiative des Schulträgers im Rahmen seiner Schulentwicklungsplanung durch ein Abstimmungsverfahren gewandelt werden“, sagt Hiedels. Im konkreten Fall sei allerdings die Zustimmung der evangelischen Gemeinde in Baerl notwendig. „Entsprechende erste Gespräche zwischen dem Schulträger, der Schulaufsicht, der Politik sowie der evangelischen Kirche sind in Planung.“

>>>> SO VIELE KINDER IM GRUNDSCHULALTER LEBEN IN BAERL

  • Die Verwaltung erklärt mit Blick auf die Schulentwicklungsplanung, dass die Waldschule in den kommenden Jahren mit zwei Zügen die Nachfrage abdecken kann. Eine Erhöhung der Zügigkeit sei demnach nicht sinnvoll.
  • Dies belegt auch die Statistik. 2016 lebten 153 Kinder im Grundschulalter in Baerl, 2018 waren es 147 und 155 in 2020.