Duisburg-Friemersheim. Im Sommer 2023 schließt die Kita „St. Laurentius“ in der Eisenbahnsiedlung in Duisburg. Ein Anwohner übt an der Entscheidung scharfe Kritik.
Dass die katholische Kindertagesstätte St. Laurentius, die einzige Kita in der Duisburger Eisenbahnsiedlung, schließen muss, sorgt für Empörung bei Anwohner Jens Beschel. „Wir haben hier kaum noch etwas“, beschreibt er sein Lebensgefühl in der Siedlung. „Mir geht es darum, dass wir hier nicht alles kaputt machen.“ Wie berichtet, schließt das zuständige Bistum Münster die Kita, in der vor den Sommerferien noch 25 Kinder in einer Gruppe betreut wurden, zum Sommer 2023. Eine Begehung ergab, dass das Kitagebäude „marode“ sei, eine Sanierung wirtschaftlich nicht tragbar, erklärte das Bistum auf Anfrage. Der Kirchenvorstand traf die Entscheidung über die Schließung bereits 2019.
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Jens Beschel kennt die Kita nur zu gut. In den 80er-Jahren war er selbst dort Kita-Kind, ebenso seine beiden Schwestern. „Meine Mutter hat zu dieser Zeit da ausgeholfen“, sagt er. Sein Sohn besuchte die Einrichtung ebenfalls, ehe er zum neuen Schuljahr auf die Grundschule wechselte. Dass das Haus nun endgültig schließen soll, ist für den Duisburger unverständlich. Er findet klare Worte: „Die Lokalpolitik behandelt uns hier wie den letzten Dreck“, sagt er mit Blick auf die Probleme, mit denen die Siedlung zu kämpfen habe: Marode Straßen durch den angrenzenden Logport, viel Müll am Straßenrand.
Anwohner der Duisburger Eisenbahnsiedlung sieht hier Potenzial für Kinder
Dabei sei die Umgebung besonders für Kinder schön: „Es gibt hier unheimlich viel Natur durch die Rheinwiesen. Wo hat man das noch?“. Auch, dass die Kita-Schließung erst Jahre nach der Entscheidung kommuniziert wurde, kritisiert Beschel scharf. Als Reaktion habe er nach eigenen Angaben die im Rat der Stadt Duisburg vertreten Parteien angeschrieben, die Rückmeldungen waren bescheiden. Lediglich die AfD reagierte laut Beschel, schaltete einen Bericht im Internet, verteilte Flyer in der Siedlung. „Wenn die sich darum kümmern, dann kommen die anderen Parteien in Zugzwang“, hoffte er. „Das war leider nicht der Fall.“
Die Grünen entschuldigen sich für die fehlende Rückmeldung, die Nachricht sei in der Mailflut untergegangen, berichtet Bürgermeister Sebastian Ritter. „Ich habe mit dem Jugendamtsleiter gesprochen, die Kita sei sehr stark sanierungsbedürftig“, erläutert er. Kita-Plätze seien in dem Bereich aber ausreichend vorhanden. Das bestätigte auch die Stadt Duisburg, die Versorgungsquote in Friemersheim liege aktuell bei 105 Prozent. „Da gibt es andere Bereiche in der Stadt, wo es deutlich größere Probleme gibt“, sagt Ritter. Er betont: „Die Bürgerinnen und Bürger haben aber Recht und Anspruch darauf, dass wir erreichbar sind, dass will ich gar nicht kleinreden.“
Kita in Duisburg: Parteien haben kaum Spielraum bei der Entscheidung
Auch die CDU bekräftigt, dass die fehlende Rückmeldung „nicht bösartig“ gemeint war. Die Nachricht ging laut Angaben von Peter Ibe via Facebook ein – „das ist nicht ganz so unser Kommunikationsmedium.“ Mit Blick auf die Kita kann aber auch er eher wenig Hoffnung geben: „Da kann man ja nicht mehr machen, das Gebäude ist abhängig“, sagt er. „Eingruppig lohnt sich für keinen Träger.“ Zudem betont auch er, dass das Angebot an Kita-Plätzen in Friemersheim ausreichend sei.
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Die FDP betont vorneweg, dass sie die Sorgen und Nöte der Bewohnerinnen und Bewohner „sehr ernst“ nehme. Auch die Liberalen berichten, dass sie keine entsprechende Nachricht ausfindig machen konnten – „Trotzdem werden wir innerhalb der Fraktion auf unserer nächsten Sitzung versuchen zu klären, wie es zu diesem Missverständnis kommen konnte“, kündigt FDP-Chef Oliver Alefs an. Dass die Kita-Schließung erst so spät kommuniziert wurde, kritisiert die FDP scharf. „Eine frühzeitig eingeleitete Kommunikation hätte helfen können, hier für die Betroffenen eine adäquate Lösung zu finden.“ Nun möchten die Liberalen prüfen, ob sie durch Anträge und Anfragen gegebenenfalls an weitere Informationen für die betroffenen Bürger kommen.
Anwohner in Friemersheim möchte eine Lösung für die Kita finden
Auch die SPD kann bei dem Thema nicht viel Hoffnung machen. Die Schließung sei eine Entscheidung des Bistums und des Trägers, „da ist seitens der Politik leider nicht so viel möglich“, heißt es auf Anfrage. Jens Beschel möchte dennoch nicht aufgeben. „Hätten wir bereits 2019 von der Sache Kenntnis gehabt, hätten wir eine Trägergemeinschaft oder einen Förderverein gründen können“, sagt er. „Man kann ja mit uns reden, wir sind da lösungsorientiert.“ Dass die Zukunft des Hauses im Schatten des Wasserturms ungewiss ist, beunruhigt den Duisburger. „Ich finde es grausam, wir wissen ja nicht, was da hinkommt“, sagt er. „Wenn ich das Geld hätte, würde ich das Haus kaufen, nur um die Kita zu halten.“