Duisburg-Friemersheim. Müll, Moos, fehlende Bänke: Spieler kritisieren den Zustand der Boulebahn auf dem Geestplatz in Friemersheim. So können Bürger sich engagieren.

Als das Eiscafé Romeo am 8. September 2018 sein 50-jähriges Bestehen feierte, da verknüpften die Friemersheimer die große Geburtstagssause mit der Einweihung eines besonderen Projektes im Herzen des Stadtteils: Der Platz vor der ehemaligen Geestschule, gleich neben dem beliebten Eiscafé, sollte zum Gemeinschaftsort für die Bürger werden. Viele Jahre lang hatte die Politik über eine Nutzung der Brache diskutiert, die früher mal ein Schulhof und dann ein Parkplatz war. In der Ideenwerkstatt Friemersheim war schließlich der Gedanke gereift, hier einen Mehrgenerationenplatz zu errichten, der von den Bürgern mitgestaltet wird.

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So weit die Vorgeschichte. Knapp fünf Jahre später steht Dieter Hoffmann auf der Boulebahn des Friemersheimer Bürgerplatzes und schüttelt den Kopf: „Wie soll man denn hier spielen?“ Gemeinsam mit seiner Frau Christine und dem befreundeten Ehepaar Joachim und Ingrid Kolrep ist der Duisburger auf Bouleplätzen am Niederrhein unterwegs. Immer wieder neue Orte probieren sie aus. Da Dieter Hoffmann früher Schüler der Geestschule war und auch in Friemersheim gelebt hat, machte er den Boule-Freunden den Platz an der Kaiserstraße schmackhaft.

Joachim Kolrep (v.l.), Ingrid Kolrep und Dieter Hoffmann ärgern sich über den schlechten Zustand der Boulebahn auf dem Geestplatz in Duisburg-Friemersheim.
Joachim Kolrep (v.l.), Ingrid Kolrep und Dieter Hoffmann ärgern sich über den schlechten Zustand der Boulebahn auf dem Geestplatz in Duisburg-Friemersheim. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Leider ist der Platz eine Zumutung“, fasst Dieter Hoffmann seine Enttäuschung in Worte. Verärgert waren die Hobbyspieler nicht nur über die mit Moos überwucherte Boulebahn, sondern auch darüber, dass man sich nirgends hinsetzen kann. „Ein Mehrgenerationenplatz, auf dem es keine einzige Bank gibt. Das habe ich noch nie erlebt“, wundert sich die Sonsbeckerin Ingrid Kolrep, die auch aus Friemersheim stammt. Außerdem habe sehr viel Müll herumgelegen und eine Ratte im Gebüsch sei auch gesichtet worden. „Ich finde das so schade, dass die einstmals tollen Pläne hier nicht umgesetzt wurden“, sagt Ingrid Kolrep, die in alten Zeitungsartikeln zur Neugestaltung des Platzes nachgelesen hat, was hier eigentlich geplant war.

Boulebahn in Duisburg: Bauverein Friemersheim hat die Fläche gepachtet

Bereits vor fast zehn Jahren hat der Bauverein Friemersheim, der seine Geschäftsstelle gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite hat, den Platz von der städtischen Immobiliengesellschaft IMD gepachtet. Gemeinsam mit der Ideenwerkstatt Friemersheim, der Interessengemeinschaft der Kaufleute, der Bezirksverwaltung und der Politik wuchs das Bürgerprojekt. Die Sparkassenstiftung spendete Geld, Handwerker engagierten sich und der Bauverein sorgte dafür, dass Fitnessgeräte für Alt und Jung angeschafft wurden. Eine barrierefreie Rampe wurde angelegt, die Boulebahn gebaut und eine Grünfläche statt des Asphaltes angelegt. Die Pflege übernimmt der Bauverein. „Einmal im Quartal schicken wir unseren Gärtner dahin“, sagt Geschäftsführer Dietmar Vornweg.

Die Nachbarschaft Friemersheim ist an dem Gemeinschaftsprojekt des Bürgerplatzes beteiligt.
Die Nachbarschaft Friemersheim ist an dem Gemeinschaftsprojekt des Bürgerplatzes beteiligt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nur das Engagement der Bürger blieb aus. Die hübschen Vorstellungen von Menschen, die hier an diesem Gemeinschaftsort den Modebegriff „Urban Gardening“ Realität werden lassen und ein Stück Grün beackern, von Kindergeburtstagen, die auf dem Platz gefeiert werden, von Senioren, die sich zum Freiluftsport auf den Trimmgeräten treffen und von den Boule-Partien, die im Schatten der Kastanie an der Kaiserstraße gespielt werden – sie verliefen im Sande.

„Das ist so schade, denn der Platz hat wirklich eine tolle Lage“, meint Ingrid Kolrep. „Man ist zentral und doch im Grünen. Und vor allem hat man das Eiscafé direkt nebenan.“ Gemeinsam mit den anderen hat sie eine E-Mail an die Nachbarschaft Friemersheim geschrieben, die auf der Heinweistafel am Bouleplatz als Ansprechpartner steht. „Darauf gab es leider gar keine Antwort.“ Dieter Hoffmann hat seinen Unmut in der Sprechstunde der Bezirksbürgermeisterin kundgetan.

Der SPD-Ortsverein Friemersheim will sich um Mülleimer kümmern

„Ich habe das Problem mit dem SPD-Ortsverein Friemersheim besprochen“, sagt Elisabeth Liß. „Die werden sich kümmern und als erstes für Mülleimer auf dem Platz sorgen.“ Außerdem, so die Bezirksbürgermeisterin, würden die Friemersheimer Sozialdemokraten ab sofort ein Auge auf den Platz haben. „Sie werden dort regelmäßig vorbeigehen.“ Allerdings wird das am Zustand der Boulebahn und an den fehlenden Sitzgelegenheiten nichts ändern.

Dietmar Vornweg: „Dass es hier keine Bänke gibt, ist Absicht.“

„Dass es hier keine Bänke gibt, ist Absicht“, erklärt Dietmar Vornweg. Während in der Planungsphase noch von einer Rundbank am Baum gesprochen wurde, habe man sich später überlegt, dass Bänke vielleicht „das falsche Publikum“ anziehen, wie es der Vorstand des Spar- und Bauvereins Friemersheim formuliert. Er hofft jetzt, dass die Diskussion über den Zustand des Platzes noch einmal öffentlich deutlich macht, dass hier das Engagement von Bürgern gefragt ist. „Dieses Projekt funktioniert nur, wenn die Leute mitmachen“, sagt Vornweg. Der Bauverein sorge als Pächter der Fläche für die grobe Grünpflege und die Unterhaltung der Geräte. „Aber wenn Unkraut auf der Boulebahn ist, dann kann man als Spieler auch mal selber eine Harke mitbringen.“

All das muss man als Besucher des Platzes natürlich erst mal wissen. Vielleicht würde ein Schild helfen, das den Nutzern das Konzept eines solchen Gemeinschaftsortes für Bürger erklärt.