Duisburg-Bergheim. . Die beim „Runden Tisch offenes Rheinhausen“ entstandene Idee der „Roma Scouts“ startet am kommenden Sonntag. Zehn Ehrenamtler kümmern sich dann um zehn Duisburger Großfamilien. Sie begleiten sie bei Behördenhängen oder Arztbesuchen. Die Herausforderungen sind jedoch groß.

Der Volksstamm der Roma gilt als sehr gläubig. So dankt Nicu Chelu, er lebt mit seiner insgesamt zehnköpfigen Familie im Haus In den Peschen in Bergheim, „dem lieben Gott dafür, dass ich mit meiner Familie hier sein kann, denn hier müssen wir nicht hungern.“ Der Rheinhauser Pfarrer Dieter Herberth übersetzt seine Worte. „In einem halben Jahr ist das bestimmt nicht mehr nötig“, prophezeit der Geistliche. Dafür sollen unter anderem die „Roma Scouts“ sorgen.

In dem beim „Runden Tisch offenes Rheinhausen“ entstandenen Projekt kümmern sich zehn Ehrenamtler aus Rheinhausen um zehn Großfamilien aus dem Haus in Bergheim. Das Diakonische Werk des Kirchenkreises Moers hat die Männer und Frauen inzwischen auf ihre Arbeit vorbereitet, am kommenden Sonntag sollen sich Scouts und Roma-Familien erstmals bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken im Gemeindehaus Auf dem Wege begegnen.

Die Ablehnung ist oft groß

Warum ist ein solches Projekt notwendig? „Die zehn Scouts sollen ihre jeweiligen Familien begleiten, etwa bei Behördengängen oder auch bei Arztbesuchen, Einkäufen oder bei der Wohnungssuche“, sagt Jürgen Voß, Abteilungsleiter der Diakonie Duisburg-West. Dieter Herberth ergänzt, dass es nicht nur aufgrund der Sprachbarriere einfacher für die Roma sei, wenn sie Begleitung hätten. Die Ablehnung sei oft groß, „wer die Adresse In den Peschen angibt, gilt als gebrandmarkt.“

Drei großen Herausforderungen stellen sich derzeit die rund 600 Bewohner des Bergheimer Hochhauses und die Integrations-Helfer: „Die Erwachsenen brauchen Jobs, die Kinder Schulplätze. Zudem müssen die Familien aus dem heruntergekommenen sogenannten „Problemhaus“ raus, erklärt Herberth. Die Familien sollten aber möglichst in Rheinhausen bleiben, denn, und das sei sehr positiv, gingen die allermeisten Kinder aus dem Haus inzwischen in Schulen im direkten Umfeld. Bleibt das Problem der Arbeitsfindung. „Ich habe für meine Arbeiten, etwa auf Baustellen in Rumänien, nie eine Bescheinigung erhalten. Vielen andere Roma, die ich kenne, geht es ähnlich“, sagt Nicu Chelu. Annehmen würde er so ziemlich jeden Job auf einer Baustelle im Gartenbau oder anderswo, wo er handwerklich tätig sein könnte.

Ein Ziel: Deutsch lernen

Unterstützen bei all den Herausforderungen sollen ihn und seine Bergheimer Mitbewohner die zehn Scouts. Bei dem Treffen am Sonntag sollen sich die Kombinationen Scout und Familie gerne selbst finden. „Wir schauen, wer am besten zu wem passt“, sagt Herberth.

Rumänisch oder Romanes, die Sprache der Roma, spricht übrigens keiner der Scouts. Schließlich sollen die Roma Deutsch lernen. Damit der Pfarrer irgendwann nicht mehr übersetzen muss...

Den Begriff „Scout“ haben die Macher des Projekts bewusst gewählt, Pfarrer Dieter Herberth: „Übersetzt heißt ,Scout’ so etwas wie ,gleichberechtigter Begleiter’ und so soll es auch sein. Scout und Familie sollen sich auf Augenhöhe begegnen, einziger Unterschied ist, dass sich der Scout hier auskennt und die Roma-Familie eben noch nicht.“

Das Projekt startet in Rheinhausen mit zehn Scouts und zehn Familien aus dem Haus In den Peschen.