Duisburg. .

Betrüger agieren sehr fantasiereich, um an das Geld anderer Leute zu kommen. Neue Betrugsformen sorgen für viel Arbeit im zuständigen Kommissariat in Duisburg-Homberg. Insbesondere im Internet gibt es viele Fallen.

Bankenkrise, bankrotte EU-Länder, verschuldete Kommunen, Privatinsolvenzen, Verarmung. Das Thema Geld ist heute mehr denn je in aller Munde, zunehmend im negativen Sinne. Sicherlich mag das Gros der Menschen seine Finanzen im Griff haben, mancher Zeitgenosse jedoch nicht, will das „schnelle Geld“ machen, mit möglichst wenig Aufwand. Am besten gelingt das in der elektronischen Welt: im Internet. Die Aussicht, recht bequem andere Menschen abzuzocken, reizt extrem. Die Polizei stellt hier eine Steigerung der Betrugsfälle fest.

In Duisburg-Homberg an der Moerser Straße sind die beiden Fachabteilungen der Ermittler zu finden. Während sich das Kriminalkommissariat (KK) 23 ausschließlich mit Wirtschaftskriminalität befasst, klärt das KK 24 Betrugsfälle auf. Und damit unbescholtenen Menschen erst gar keine Schäden, in welcher Form auch immer, widerfahren, gibt es im Polizeipräsidium Duisburg noch das KK 34. Hier kümmert sich unter anderem Axel Hilbertz (Kriminaloberkommissar) um die Kriminalprävention und um den Opferschutz.

Vorbeugung und Opferschutz

Nach seiner Auskunft sind Betrugsopfer in allen Altersschichten zu finden. Ältere Herrschaften ab 70 Jahre fielen immer wieder auf dubiose Telefonanrufe und verlockende Gewinnspiele herein. „Alte Leute sind leichtgläubig. Oft werden von ihnen Einzugsermächtigungen eingeholt und die Konten leergeräumt“, weiß der Polizist aus der Praxis und erinnert sich gut an die Beratungsgespräche am Weltverbrauchertag. Er und seine Kollegen waren entsetzt über die hohe Anzahl von Abbuchungen, die sich die Betroffenen nicht erklären konnten.

Ein leichtes Spiel haben Betrüger im Internet (Spezialgebiet des KK 31). Skeptisch sollten den Nutzer „zu günstige Preise“, um 50 Prozent reduziert etwa, stimmen. Den Beamten in Homberg ist zum Beispiel ein Fall bekannt, in dem ein Betrüger einen Armani-Anzug für 100 Euro anbot. Den verkaufte er 18 Mal, ließ das Geld auf ein unter falschem Namen eröffnetes Konto überweisen, räumte dieses ab und verschwand. Auf den ersten oder zweiten Blick ist der Typ „Betrüger“ nicht zu erkennen.

Harald Neu (links) ist Polizeiexperte für Betrugsdelikte in Duisburg, hier im Gespräch mit seinem Kollegen Axel Hilbertz. Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Harald Neu (links) ist Polizeiexperte für Betrugsdelikte in Duisburg, hier im Gespräch mit seinem Kollegen Axel Hilbertz. Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Er wirkt seriös, hat ein gepflegtes Aussehen, ist rhetorisch brillant, hat eine sympathische Stimme (besonders auffällig beim sogenannten Enkeltrick am Telefon), kann sich in seine Opfer hineinversetzen. Bei Heiratsschwindlern kommt noch hinzu, dass sie durch gutes Aussehen, Charme und ein tolles Auto punkten.

Das schnelle Geld

Die Beamten in Homberg bewerten Betrug als die einfachste Art und Weise, an das Geld anderer Leute zu kommen - ohne Gewalt und ohne Risiko wie etwa bei einem Tankstellenüberfall, bei dem auch noch in aller Regel die zu verbüßende Strafe höher ist. Die eigene Geldnot treibt in diese Straftat. Oft hat der spätere Täter auf legale Weise Einblicke und Kenntnisse in Geldgeschäfte erlangt und dabei den Anreiz erhalten, wie schnell er „Geld verdienen kann“.

Die Ursache dafür, dass jemand Betrugsdelikte begeht, scheint tief in seinem Inneren zu liegen. Dr. Bernhard Wittmann, Ärztlicher Direktor und Psychiater im Niederrhein Therapiezentrum GmbH (Forensik) in Hohenbudberg: „Es geht häufig um das Gefühl, selbst zu kurz gekommen zu sein. Das Gefühl, man ist selbst in bestimmten Lebensphasen beschissen worden. Das kann bereits in der Kindheit oder Pubertät gewesen sein.“

Betrüger, so erklärt der Psychiater, leiten einen Anspruch auf Wiedergutmachung, eine Belohnung, an die eigene Person ab, gepaart mit einem Überlegenheitsgefühl. Der Spieß werde quasi umgedreht. „Betrügern ist nicht bewusst, woraus sich die Probleme speisen“, erläutert Dr. Wittmann. Die aktuelle „Wiedergutmachung“ behebe das Problem nämlich nicht, sie sei nur eine kurzfristige Entlastung. Die nächste Belohnung müsse her. „Die Menschen kommen in eine Spirale hinein, gehen mehr Risiko ein und finden nur selten aus dem Kreislauf heraus. Betrug kann eine Art Suchtcharakter haben“, erklärt der Ärztliche Direktor der Forensik Hohenbudberg und fügt hinzu „Betrug ist ein Symptom für etwas Unbewältigtes.“

Angst und Depression

Wie auch Angst oder Depression Symptome für etwas Unbewältigtes seien. Nur fühle sich der Mensch hier nicht belohnt, sondern bestraft, wolle deshalb die Angst oder Depression los werden und lasse sich helfen - im Gegensatz zum Betrüger. Er sehe seine Tat als „mehr als gerecht“ an. Und schuld seien auch die anderen, die Betrogenen, „weshalb sind sie so dumm und naiv.“

Dr. Bernhard Wittmann ergänzt: „Tief im Kern wissen Betrüger, dass ihre Tat unrechtmäßig ist.“ Doch sie machen meistens weiter, Psychologen oder Psychiater kommen nur selten an diesen Menschentyp heran.